Maat-ka-Ra Hatschepsut

last update: 09.06.2009
 

Familie

 

Hatschepsut wurde als Tochter des regierenden Pharaos Aa-cheper-ka-Ra Thutmosis I.  (rechts, Foto von Howard Carter, Plate XII, aus Naville, "Temple of Deir el-Bahari", 1894 -1908) und der "Großen Königlichen Gemahlin" Ahmose (links, H. Carter, Plate XI, aus Naville) in die frühe 18. Dynastie hineingeboren. Da die Pharaonen möglicherweise einen beweglichen Hof unterhielten und - ähnlich wie die Franken unter Karl dem Großen - mit Gefolge durch das Land reisten, um an Ort und Stelle zur "regieren", ist der Geburtsort der Hatschepsut nicht bekannt. Man darf jedoch annehmen, dass sie in der königlichen Residenz in Waset (= Theben) geboren wurde.


Seit ihrer Auffindung in der Cachette DB320 war die Identifikation der Mumie des "Unbekannten Mannes" (Unknown Man; JE 26217, CG 61065; folgende Fotos) Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Zuerst wurde sie für die Mumie von Pinudjem I. gehalten, da ein Teil des Sarges, in dem sie gefunden wurde, für den Priester-König neu beschriftet worden war. Dann entdeckte man, dass der ursprüngliche Besitzer des Sarges Thutmosis I. gewesen war. Danach hielt Maspero sie für die Mumie Thutmosis I. Grund für diese Zuordnung ist wohl die verblüffende Ähnlichkeit mit Thutmosis II. (vgl. unten) und Thutmosis III.
Die Ergebnisse des CT-Scans der Mumie des "Unbekannten Mannes" (JE 26217, CG 61065), die vom SCA jüngst durchgeführt wurden, ergaben jedoch für die Mumie ein Sterbealter zwischen 25 und 35 Jahren. Darüber hinaus wurde ein ca. 2 cm großes Metallstück im rechten Brustkorb entdeckt, vermutlich eine Pfeilspitze. Da Thutmosis I. wahrscheinlich im Alter von ca. 50 Jahren starb und keinerlei Hinweise auf einen Tod im Kampf hinweisen, dürfte es sich bei dieser Mumie nicht um die seine handeln. 
Nach Ikram und Dodson (1998) wird es auch für möglich gehalten, dass es sich um die Mumie von Ahmose-Sipairi handeln könnte, der auch als Vater von Thutmosis I. vorgeschlagen wurde.

   
     
   
Links die Mumie des "Unknown Man" (JE 26217, CG 61065; Catalogue du Musée de Caire, plate XX - XXII), in der Mitte Detailaufnahmen des Kopfes, rechts Mumie Thutmosis II. (Museum Kairo, CG 61066; JE 26212; Catalogue du Musée de Caire, plate XXIII).

Bisher ist es also nicht gelungen, unter den aufgefundenen Mumien den Vater der Hatschepsut zu identifizieren - auch die Mumie der Mutter ist verschollen.

Die "Große Königliche Gemahlin" und "Königsschwester" Ahmose, Mutter der Hatschepsut und einer Schwester namens Neferubiti wird auf einer eigenen Seite vorgestellt.

Als leibliche oder mindestens als Halb-Geschwister (siehe Genealogie) wurden eine ältere Schwester, Neferubiti (auch unter dem Namen Achbet-neferu erwähnt) und bisher die Brüder Amenmose und Wadjmose (Grab des Paheri, Elkab; Sethe, Urk. IV, 108 - 110) als belegt angesehen. Nach Ratié (1979, S. 24) war Ahmose möglicherweise auch die Mutter weiterer Prinzen namens Binpu, Ramose, Nekenkhal, Aahmosis.
Die beiden Königssöhne Wadjmose und Amenmose werden auf einer eigenen Seite präsentiert.



Da auch die (Halb-)Schwester der Hatschepsut, Neferubiti, früh verstirbt, ist Hatschepsut das einzig überlebende Kind des Königspaares Thutmosis I. und Ahmose.

Mutnofret (Mutneferet)
Neben der "Großen Königlichen Gemahlin" Ahmose, hatte Thutmosis I. noch eine weitere Gemahlin, die "Königsmutter" Mutnofret I. (das Statue links zeigt sie mit dem königlichen Uräus; bemalter Kalkstein, Ägyptisches Museum Kairo Nr. 572; Text Sethe, Urk. IV, 143). Der Titel weist sie als Mutter des nachfolgenden Pharaos Thutmosis II. aus.
Nach Troy (1986) sind für Mutnofret folgende Titel belegt:
Königsmutter (mwt nsw) - Statue Kairo Nr. 572; Situla der Sitamun I (Tochter von Ahmose I. und Ahmose-Nefertari); Stelenfragment Kairo 34031;
Königsgemahlin (Hmt nsw) - Statue Kairo Nr. 572; Tempel Thutmosis III., Deir el-Bahari, Stelenfragment Kairo 34031;
Königstochter (sAt nsw)" - Statue am 8. Pylon, Karnak; 
Königsschwester (snt <nsw> mryt.f) - Statue Thutmosis II. am 8. Pylon, Karnak.
Die Titel "Königstochter und Königsschwester" könnten darauf hinweisen, dass sie eine Tochter von Ahmose I. und somit eine (Halb-)Schwester Amenhotep I. war.

Thutmosis II.
Eine ausführliche Diskussion über Alter und mögliche Regierungsdauer findet sich auf der Seite Regentin.

bemalter Kalksteinkopf der Hatschepsut, gefunden in Djeser djeseru, Deir el-Bahari;
heute Museum Kairo

Höhe: 61 cm; Breite: 55 cm

Hatschepsut
dürfte ihre Kindheit mit Geschwistern und Halbgeschwistern im königlichen Harem verbracht haben, wo sie, wie für eine Prinzessin üblich, wohl auch auf die Position einer Königsgemahlin vorbereitet wurde. Aus ihrer Kindheit kennen wir die Amme Sit-Ra (auch unter dem Namen Inet bekannt), die die kleine Hatschepsut wohl nicht nur säugte, sondern vermutlich auch in den ersten Jahren der Kindheit begleitete. Zwischen beiden entwickelte sich vermutlich ein lang dauerndes, inniges Verhältnis, so dass der Amme schließlich sogar die Errichtung eines einfachen Grabes im Tal der Könige (KV 60) direkt neben dem Königsgrab der Hatschepsut (KV 20) gestattet wurde.

Da Hatschepsut, wie oben schon erwähnt, das einzige überlebende Kind von Thutmosis I. und Ahmose ist, ergab sich zwangsläufig ihre Heirat mit ihrem Halbbruder Thutmosis II.

Neferu-Ra -> siehe eigene Seite
 

Ein jüngeres Kind der Hatschepsut?
Für ein zweites, jüngeres Kind der Hatschepsut gibt es keine direkten Belege. Allerdings könnten die Bezeichnungen der Prinzessin Neferu-Ra auf einigen Erzieherstatuen dahingehend interpretiert werden, dass es ein jüngeres Kind gab.
So schrieb Ahmose Pennechbet in seiner Biographie in Elkab, dass er die "ältere Tochter, die königliche Tochter" [namens] Neferu-Ra erzogen hat ("jw Sd.n=j sA(.t)=s wr.t sA.t nswt Nfr.w-Ra mAa-xrw"; Urk. IV 34, 15).
Auf einer Erzieherstatue des Senenmut (Chicago Field Museum, Nr. 173800) steht laut Roehrig "Ich nährte die ältestes Tochter des Königs ("jw Sd.n=j s3.t nswt smswt" also wörtl. "älteste königl. Tochter"), die Gottesgemahlin Neferu-Ra. Im Gegensatz zu Ahmose Pennechbet, der wörtlich "ihre große Tochter" (".. sA(.t)=s ..") schrieb, bezeichnete Senenmut sie wörtlich als "ältere Königstochter (".. s3.t nswt smswt").
Auch Senimen beschreibt auf Ziegeln seines Grabes, TT252, seine Stellung (Urk IV, 418: "Wab-Priester des Neb-Pehti-Ra (= Ahmose), Senimen, [Erzieher der] Gottesgemahlin Neferu-Ra, Senimen, [Erzieher der] Gottesgemahlin Hatschepsut, Senimen, Vermögensverwalter der Königstochter, Senimen". Einige Autoren, darunter Lepsius (LD III 25) lesen hier Tochter der Gottesgemahlin (sA.t Hm.t nTr) Hatschepsut.
Verschiedene Ägyptologen, z.B. Ratié (1979) und Desroches Noblecourt (2002) identifizieren Merit-Ra Hatschepsut II., die "Große Königliche Gemahlin" Thutmosis III. (siehe unten), als mögliche 2. Tochter von Hatschepsut und Thutmosis II.

Thutmosis III.
 
Der Stiefsohn der Hatschepsut und ihr Nachfolger auf dem Königsthron, Thutmosis III., stammt aus der Verbindung ihres Gatten, Thutmosis II., mit dessen Nebenfrau Isis (rechts die einzig erhaltene Statue der Isis aus schwarzem Granit, rechts, Ägypt. Museum, Kairo, JE 37417 = CG 42072).
 
Die Mutter des Thutmosis III. stammte offensichtlich nicht aus königlicher Familie, sondern war wahrscheinlich eine Jugendgespielin, die zusammen mit den Kindern des Thutmosis I. am Hofe aufgewachsen war. Diese im königlichen Frauenhaus aufgewachsenen Mädchen stammten wohl aus angesehen Familien und wurden als "Zierde des Königs" bezeichnet. In den wenigen Darstellungen, die von Isis erhalten sind, trägt sich keinen Titel, der auf eine Verwandtschaft mit der königlichen Familie hindeutet. Auf der recht gezeigten Sitzstatue, die in der Cachette von Karnak gefunden wurden, lautet die Beischrift (beginnend oben neben dem rechten Knie) zur Isis, die hier auf einer Perücke eine Art Krone mit zwei Uräen trägt:
"Der vollkommene Gott, Herr der Beiden Länder, Men-cheper-Re (Thutmosis III.), geliebt von Amun, dem Herrn der Throne der Beiden Länder, er machte sein Denkmal für seine Mutter, die Königsmutter Isis, gerechtfertigt."
 
Alle anderen Titel, wie z.B. den einer "Gottesgemahlin" und der der "Großen königlichen Gemahlin", die sich im Tempel des Thutmosis III. finden, dürften ihr von ihrem Sohn posthum verliehen worden sein.
Es gibt aber auch keine Inschriften, die auf ihre tatsächliche Abstammung hindeuten.
 
Thutmosis III. stammt somit - wie ganz offensichtlich sein Vater und Großvater - ebenfalls nicht aus der königlichen Blutlinie. Seine Ansprüche auf den Thron sind, im Vergleich zu möglichen Nachkommen aus der Familie der Ahmosiden, recht gering. Eine Heirat mit der Erbprinzessin Neferu-Ra, die ja von ihrer Mutter den Titel einer "Gottesgemahlin" übernommen hatte, wäre demnach für eine Legitimierung seines Anspruchs auf den Thron zwangsläufig gewesen - wenn man denn die Hypothese akzeptiert, das der Thronanspruch durch Heirat mit der Erbprinzessin weitergegeben wurde.
Es gibt jedoch keine Belege für eine Heirat von Neferu-Ra und Thutmosis III, obwohl Neferu-Ra wahrscheinlich noch ein heiratsfähiges Alter erreicht hat. Vielleicht hat Hatschepsut ja selbst diese Heirat auch behindert - denn wenn die Erbprinzessinnen-Hypothese galt, dann war der Thronanspruch von Thutmosis III. größer als ihr eigener. 

Merit-Ra Hatschepsut II.
Verschiedentlich wird die "Große Königliche Gemahlin" des Thutmosis III., Mutter seines Sohnes und Nachfolgers Amenhotep II., für eine Tochter der Hatschepsut ausgegeben. Ihre genealogische Herkunft ist jedoch nicht sicher bestimmbar.
Da sie auf den überlieferten Monumenten niemals den Titel einer "Königstochter" (sAt nswt) trägt, ist eine Abstammung von Hatschepsut und Thutmosis II. eher unwahrscheinlich. Die auf einem Stab aus dem Grabe des Amenhotep II. überlieferte Königinnen-Titulatur bezeichnet sie als "Gottesgemahlin, Große Königliche Gemahlin, Herrin der Beiden Länder und Königsmutter". Wahrscheinlich übernahm sie nach dem Tode der Neferu-Ra Titel und Funktion der "Gottesgemahlin".
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Historie Genealogie Gottesgemahlin Regentin Pharao Ende

Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)