Maat-ka-Ra Hatschepsut

last update: 14.06.2009
 

Ahmose

 

Die königliche Gemahlin Ahmose. Relief vom Tempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari, Festhof, südlich neben dem Eingang zum zentralen Sanktuar des Amun (Foto: Autor).

Ahmose (= Iahmes [bei Dodson, Hilton, Royal Families, S. 137, = Ahmes B]), deren Name "Iah (Der Mond) ist geboren" (Sethe, Hatschepsut-Problem, S. 10) bedeutet, war die "Große königliche Gemahlin" Thutmosis I. und Mutter der Königin Hatschepsut, sowie einer vorzeitig verstorbenen Prinzessin, Neferubiti (auch unter dem Namen Achbet-neferu erwähnt; Ratie, Reine Hatchepsout , 1979, S.26).
Gelegentlich wurde auch diskutiert, ob sie auch die Mutter der beiden Königssöhne Amenmose und Wadjmose (Grab des Paheri, Elkab; Sethe, Urk. IV, 108 - 110) gewesen sein könnte. Nach Ratié (Reine Hatchepsout , 1979, S. 24, die sich dabei auf eine Publikation von Daressy bezieht) war sie möglicherweise auch die Mutter weiterer Prinzen namens Binpu, Ramose, Nekenkhal, Aahmosis.
Troy (Queenship, S. 163, §18.12) listete für Ahmose lediglich 14 erhaltene Quellen (darunter Statuen, Gefäße, Grab- und Tempeldarstellungen, etc.) mit diversen Titelangaben auf. Vor allem in den Tempelszenen des Totentempels der Hatschepsut in DeB findet man Ahmose mit dem Titel einer "Großen königlichen Gemahlin", dem einer "Königsmutter" (während der Herrschaft von Hatschepsut), und vereinzelt auch den einer "Königsschwester" (nach Troy neben DeB auch auf der Stele Berlin 15699; sowie im Grab des Duauneheh, TT125). Dagegen fehlt der Titel einer "Königstochter"!

Die familiäre Herkunft der Königin Ahmose ist völlig ungeklärt. Es hat zahlreiche Versuche gegeben, sie mit der herrschenden Familie der Ahmosiden zu verbinden.
Nicholas Grimal schrieb ohne weitere Angaben in seiner Geschichte Ägyptens (History, S. 207), dass nach dem vorzeitigen Tod des Sohnes von Amenhotep I., Amenemhat, ein Abkömmling aus einem Seitenzweig der kgl. Familie, Thutmosis I., seinen Anspruch auf den Thron durch die Hochzeit mit einer Tochter Amenhotep I. namens Ahmose festigte.
Christiane Desroches Noblecourt berichtete (Hatschepsut, S. 19) von der Geburt der Hatschepsut durch Ahmose, "Ehefrau und durch ihre gemeinsame Mutter Seniseneb zugleich Schwester des Thutmosis".
Nach Suzanne Ratié (Hatschepsut, 1974, S. 18) wurde die durch den vorzeitigen Tod der Söhne von Amenhotep I. und seiner Königin Ahhotep II. gestörte Thronfolge dadurch wieder hergestellt, dass eine Tochter des kgl. Paares, Ahmose, ihren Halbbruder Thutmosis, den Sohn aus der Verbindung von Amenhotep I. mit der nicht-königlichen Konkubine Seniseneb heiratete.
Vandersleyen hielt nach Bryan (18th Dynasty, S. 231) Ahmose für eine Schwester von Thutmosis I., da ihr ja der Titel einer "Königstochter" fehlte. Thutmosis I. habe sie anlässlich seiner Thronbesteigung geheiratet, um so den Brauch früherer Könige, die ihre Schwestern zur Legitimation ihrer Thronansprüche geheiratet hatten, fortzusetzen.
Sethe vermutete (Hatschepsut-Problem, S. 10), dass Ahmose eine Tochter der Ahmose-Nefertari, also eine Schwester Amenhotep I. gewesen war.
Darüber hinaus wurde Ahmose auf Grund einer Fehlinterpretation der Statue Louvre N 496 mit der "Königsschwester und Königstochter, geboren von der großen Königsgemahlin und Königsmutter Ahhotep" (Gitton, Divines épouses, 1984, S. 16) Ahmose-Nebetta gleichgesetzt. Die Inschrift der Statue datiert diese jedoch ins Ende der Herrschaft von Ahmose I. Die Prinzessin Ahmose-Nebetta wird daher heute als eine Tochter der Königin Ahhotep und des Königs Seqenenre Taâ II. (17. Dynastie) angesehen, die zwei Generationen vor der Königin Ahmose gelebt haben.
Letztendlich gibt es bisher keine archäologischen Hinweise, die die "Große königliche Gemahlin" Ahmose mit der Familie von Amenhotep I verbinden, eher Indizien, die diese Verwandtschaft unwahrscheinlich machen.
Der Hintergrund für alle Zuweisungen war offensichtlich das Problem der Thronfolge am Ende der Herrschaft von Amenhotep I., der ohne Nachfolger verstarb, und die Frage, warum Thutmosis I. den Thron hatte besteigen können.

Ahmose überlebte ihren Gatten Thutmosis I. (Sethe, Hatschepsut-Problem, S. 10) und möglicherweise auch die Herrschaft seines Sohnes und Nachfolgers Thutmosis II., d.h. sie starb vermutlich während der Herrschaft ihrer Tochter Hatschepsut. Grundlage hierfür bietet eine Kohl-Vase aus dem Ramesseum (Quibell, J. E., The Ramesseum, London 1898) mit folgender Aufschrift:
"Der gute Gott [Thutmosis I.], gerechtfertigt bei Osiris,
Osiris, die Königsgemahlin Ahmes, sie möge leben.
Der Gute Gott, Herr der Beiden Länder, Thutmosis II., dem Leben gegeben sei,
er machte es als ein Denkmal für seinen Vater."


Die Mumie der Ahmose ist verschollen, das Grab unbekannt.

Gelegentlich wurde Ahmose in der Literatur auch der Titel einer "Gottesgemahlin (= Gottesweib) des Amun" zugewiesen.
Die Annahme, dass auch die Mutter der Hatschepsut den Titel einer Gottesgemahlin geführt habe, beruht auf der falschen Zuweisung einer Elfenbeinhand (Ägypt. Museum, Turin; siehe folgendes Foto) mit der Inschrift: "Gottesgemahlin Ahmose, sie (möge) lebe(n) (= Hmt nTrJaH-ms anx-tj)" zu Ahmose, der Mutter von Hatschepsut. Während Maspero (Maspero, G., RecTrav III, 1982, S. 124) die Elfenbeinhand noch mit dem Hinweis erwähnt, "..dass man nicht sagen könne, welcher Königin dieses Namens das fragliche Objekt gehört hat", wurde es schon wenige Jahre später von Petrie (Petri, W. M. F., History of Egypt II, 1897, S. 69) der Gemahlin von Thutmosis I. zugewiesen.
Diese falsche Zuweisung zieht sich dann u. a. über Sander-Hansen (Gottesweiber, S. 6), der Ahmose-Nebetta als Mutter der Hatschepsut aufführt, noch bis in den Artikel zu Ahmose im Lexikon der Ägyptologie (W. Seipel, 1975, Bd. 1, Sp. 101).


Elfenbeinhand (Teil einer Klapper?) aus dem Museo Egizio di Torino, Kat.-Nr. 6921 (Foto aus Gitton, Divines épouses, 1984, Tafel 1, bearbeitet durch den Autor).

Die Schreibweise des Namens Ahmose mit der sich nach oben öffnenden Form des Mondes datiert diese Gottesgemahlin jedoch ganz an den Anfang der 18. Dynastie (s. a. Gitton, Divines épouses, 1984, S. 25). Diese Elfenbeinhand kommt nach Gitton vermutlich, wie auch andere Objekte der Sammlung Rosellini, aus der thebanischen Nekropole - genaue Fundumstände sind jedoch nicht überliefert.
 
Somit fehlen Belege dafür, dass die Mutter der Hatschepsut und Gemahlin Thutmosis I., Ahmose jemals das Amt der "Gottesgemahlin" innegehabt oder deren Funktion ausgeübt hat.

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