Senenmut

last update: 26.01.2011
 

TT71 - Dekorationsreste in der Querhalle

 

Von der ursprünglichen farbigen Wand- und Deckendekoration der Querhalle sind heute nur noch sehr geringe Reste erhalten.
Einige Dekorationsreste sind in der Halle noch zu besichtigen. Das nordwestliche Ende der Querhalle (die rechte Seite in der folgenden Skizze des Grundrisses) ist aber mit einem Ziegelbauwerk (siehe folgendes Foto) vom Rest der Querhalle abgetrennt und der Zugang nicht möglich.
Dieser Ziegelbau dient wohl dem Schutz der einzig bedeutenden Dekorationsreste, die sich in der Ecke des westlichen Ganges des nördlichen (rechten) Flügels erhalten haben. Die Darstellung ägäischer Tributträger (aus Kreta) befindet sich auf der Westwand der Querhalle (i. e. der Rückwand), die der marschierenden Soldaten befindet sich direkt daneben auf der nördlichen Stirnwand (siehe Fotos unten).


Grundriss der Querhalle (aus Dorman, 1991), der Ziegelbau im rechten Flügel ist nicht berücksichtigt.


Frontansicht von TT71, in der weitgehend zerstörten Querhalle wurde auf der Nordseite (rechts) ein Ziegelbau zum Schutz von Überresten der Dekoration errichtet.

Die Darstellung der ägäischen (kretischen) Tributträger an der Westwand des nordwestlichen Ganges der Querhalle ist der früheste Beleg für Kontakte des antiken Ägyptens mit der minoischen Kultur (vgl. Helck, 1979). Seit Beginn des 19. Jahrhunderts hat die Darstellung beträchtlich gelitten - offensichtlich hat man, wie das folgende Foto von Dorman andeutet, versucht den Krug der rechten Figur aus der Wand zu schneiden -, so dass von insgesamt 6 Figuren lediglich die letzten drei noch teilweise erhalten sind.
Nach Helck (loc. cit.) sind die dargestellten Figuren durch ihren Schurz, der - zwischen den Beinen durchgezogen - vorn in einer engen Falte herunterfällt, klar als Minoer (Kreter) identifiziert. Alle Männer wurden mit dunkelroter Hautfarbe und schwarzem Haar dargestellt, die Farben sind jedoch weitestgehend von der Wand gefallen (Dorman, 1991). Die Augen sind in Weiß dargestellt mit roten Pupillen, die Fingernägeln waren ebenfalls in Weiß ausgeführt worden.
Ähnliche Darstellungen findet man im Grab des Wesirs User (TT131), der im Amt seit der Zeit der Hatschepsut bis zum 28. Regierungsjahr Thutmosis III. belegt ist. Auch im Grabe von Rekhmire (TT100), Neffe und Nachfolger des User im Amt der Wesirs, fanden sich entsprechende Darstellungen.

Vom ersten (linken) Tributträger ist nur der Oberkörper erhalten. In beiden Händen trägt er ein Gefäß, mit der rechten Hand trägt eine ein große weiße Schale, die mit einem zentralen Band in einem Spiralmuster sowie drei schmalen Streifen am oberen und unteren Rand dekoriert ist. In der Linken trägt er eine kleinere, rote Amphora.
Der zweite Tributträger ist ab der Hüfte aufwärts erhalten. Von der Kleidung erkennt man nur noch den Gürtel, dekoriert mit rot-weißen-roten Dreiecken die mit blau-weiß-blauen Dreiecken abwechseln. Jede Reihe wird von der andere mit einem weißem Band mit lila Punkten getrennt. Mit der linken Hand trägt er eine große weißgrundierte Schale, dekoriert mit zwei Bucrania (Stierschädel). Rand und Basis sind mit gelben Streifen dekoriert. Die Bucrania haben blaue Hörner, und zeigen neben roter Stirn und roter Nase, Gesichter, von denen die Farbe abgeplatzt ist. Die Augen sind in Weiß gemalt mit roten Pupillen, das Maul ist ebenfalls weiß, das Kinn gelb, die roten Ohren haben ein gelbes Zentrum.
Die letzte (rechte) Figur trägt einen Kilt (Rock)  mit einem kunstvoll ausgearbeitetem Gürtel und Rockteil. Der Gürtel zeigt auf weißem Grund ein zentrales Muster von ineinandergreifenden roten S-Formen, die in blauen Punkten enden. In die Zwischenräume der S-Formen ragen von oben und unten rote Dreiecke. Diese zentrale Dekoration des Gürtels wird oben und unten durch ein dreiteiliges Band in Weiß-Blau-Weiß eingeschlossen.
Der Mann trägt mit der rechten Hand einen großen braunen Henkelkrug und mit der linken ein großes Gefäß mit Henkel, dessen oberes Drittel Weiß ist, während die unteren zwei Drittel eine gelbe Farbe tragen. Der obere weiße Bereich des Gefäßes ist zusätzlich mit einem umlaufenden roten Streifenmuster verziert.

Ägäische (kretische) Tributträger (aus: Dorman, 1991)
Ägäische (kretische) Tributträger (Zeichnung von N. de G. Davies aus: BMMA 21-3, Teil 2, 1924-1925 (New York 1926), p. 41-51)

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Auf der nördlichen Stirnwand des nordwestlichen Ganges der Querhalle waren (Bewegungsrichtung nach rechts) marschierende Soldaten dargestellt, von denen noch die Reste von zwei Figuren erhalten sind (Dorman, 1991). Wie bei den ägäischen Tributträgern ist unter den Figuren noch ein in Rot ausgeführtes Gitternetz für die Übertragung der Zeichnung auf die Wand zu erkennen, allerdings sind hier die Quadrate mit 2.6 cm Seitenlänge etwas größer als bei den Tributträgern (2.3 cm).
Die Hautfarbe der Soldaten ist dunkelrot, ihre Perücken sind blau, Finger- und Fußnägel wurden weiß dargestellt. Vom ersten Soldaten sind lediglich der Hinterkopf, rechte Schulter und Arm, sowie eine Wade erhalten. Dieser Soldat trägt in der rechten Hand einen braun dargestellten Bogen und ein Bündel Pfeile, deren Schäfte in Braun, Kerbe und Federn dagegen in Hellbraun ausgemalt worden sind.
Der zweite (linke) Soldat trägt ein kurzes weißes Lendentuch, das vorne zusammengebunden ist und in mehreren Falten, die durch rote Linien angedeutet sind, herab fällt. Der Lendenschurz bedeckt den rechten Oberschenkel, was durch eine etwas hellere Hautfarbe des Schenkels angedeutet wird. Der Soldat trägt zwei Waffen, eine Axt in der linken Hand, und ein Wurfholz in der rechten. Die Schäfte beider Waffen sind in Rot ausgeführt, die Beilklinge in Weiß.
Unterhalb des Architravs, der den östlichen vom westlichen Gang trennt, sind auf der Nordwand Teile von 11 Textzeilen erhalten, in denen die Hieroglyphen in die gleiche Richtung schauen wie die marschieren den Soldaten. Die ersten drei Zeilen sowie die Hälfte der 4. Zeile sind inzwischen allerdings weitgehend durch das neuzeitliche Ziegelbauwerk verdeckt, so dass man auf frühere Abschriften zurückgreifen muss (nach Dorman, 1991, auf Sethe, Urk. IV, 399).
Die von Sethe als Bruchstücke einer biographischen Inschrift interpretierten Textreste enthalten in verschiedenen Zeilen u. a. die Begriffe (nach Dorman, loc. cit., Sethe, loc. cit.):
Südland (&A-nhsj = Nubien),
[..ich habe] gepackt (jw xfa, Hannig, Deutsch-Ägyptisch; S. 949 = im Sinne von Beute machen),
Armband (mnfrt, Hannig, Deutsch-Ägyptisch; S. 68),
[n-te] Mal des Packens (spw n xfa, Hannig, Ägyptisch-Deutsch, S. 691).
Diese Textreste werden häufig als Beleg für die Behauptung angesehen, dass Senenmut seine Karriere beim Militär begonnen habe. Dorman (1991) weist jedoch darauf hin, dass die Beleglage für eine militärische Laufbahn von Senenmut recht dünn ist, denn in den erhaltenen Textresten fehlen jegliche Pronomen der 1. Person (die ansonsten im Grabe nicht vermieden wurden). Darüber hinaus fehlen in der ansonsten üppigen Liste der von Senenmut geführten Titel die militärischen Titel.

Marschierende Soldaten (links) (aus: Dorman, 1991).

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Rest eines Hathor-Fries von der Westwand des südwestlichen Ganges der Querhalle.
 

Reste der Deckendekoration im südwestlichen Gang
 

 



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