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Senenmut |
last update:
01.01.2010
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TT71 - Wandstelen |
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Von der ursprünglichen farbigen Wand- und Deckendekoration sind
heute nur noch sehr geringe Reste erhalten, so unter anderem 9 stelenförmig geglättete Wandflächen mit Inschriften.
Diese weisen alle deutliche Spuren von Zerstörungen auf.
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Diese 9 Wandstelen gehören zu den eher ungewöhnlichen
Dekorationselementen in TT71. Sie wurden in unregelmäßigen Abständen
und in unterschiedlicher Höhe in die beiden Wände - die Nummern 1 - 6
auf der südlichen, 7 - 9 auf der nördlichen Seite - des axialen Ganges
hineingearbeitet.
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Die Fläche der Stelen wurden etwa 8 - 9 cm tief
versenkt in die Wandoberfläche
eingearbeitet und weiß bemalt. Auf diesen Flächen wurden Hieroglyphen in der Technik
des erhabenen Reliefs in den Fels geschnitten, ohne das ihr Inneres
weiter modelliert wurden. Original waren sie in Blau angemalt. Alle
Stelen sind unterschiedlich groß, haben aber alle
einen gerundeten Kopf. Jede enthält einen der Titel des Senenmut, einige
enthalten zudem die Namen seiner Eltern.
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Unklar ist dagegen, wie die Wandstelen in die umgebende Dekoration der
Wände integriert waren. Aber aufgrund ihrer Form, der geweißten
Grundfläche, und der Ausführung der Inschriften ist eindeutig, dass
sie freistehende Stelen imitieren sollten.
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Oben die schematische Rekonstruktion der südlichen Wand
(linke Seite) des axialen Korridors nach Dorman (1991); die Rekonstruktion zeigt in der
unteren Reihe von links nach rechts die Anordnung der Wandstelen 1 - 6. Eine
Klick auf eine der Stelen führt zu einem Sprung zur entsprechenden Abbildung
unten.
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Ganz oben in der Ecke links ist die rituelle Pilgerfahrt nach Abydos
dargestellt (man
erkennt links ein Segelboot mit - rechts davon - einem kleineren Boot im
Schlepptau, auf dem ein Sarkophag erkennbar ist); in gleicher Höhe -
ganz rechts eine Bankett-Szene, sind sitzend Senimen,
und hinter ihm seine Frau oder Mutter, Seniemyah, dargestellt - beide blicken
nach rechts auf eine Opferliste. |
Oben die Rekonstruktion der nördlichen Wand (rechte Seite) des
axialen Korridors nach Dorman,
die in der unteren Reihe - diesmal von rechts nach links - die Anordnung der
Wandstelen 7 - 9 zeigt. |
Links steht Senenmut und beaufsichtigt zwei kleine
Schreiber. Mitten auf der Wand sind mehrere Männer dargestellt, die
Schreine ziehen - offensichtlich handelt es sich hier um die Darstellung
der Beerdigungsprozession. |
Im Folgenden werden alle 9 Wandstelen einzeln vorgestellt
und anhand der Angaben von Dorman (1991) beschrieben. Die zerstörten
Textteile sind jeweils in [eckige Klammern] gesetzt. Die
unterschiedliche Helligkeit im axialen Korridor ist für die abweichende
Farbgebung der Bilder verantwortlich. |
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die von Dorman (1991) als
Nr. 1 bezeichnete
"Stele" auf der südlichen Seite des Ganges;
(H: 73 cm, B:36 cm);
der einspaltige, nach Westen (rechts) ausgerichtete Text lautet:
"Der große Haushofmeister des [Amun, Senenmut]."
Man erkennt deutlich 2 unterschiedlich zerstörte Flächen - die
obere wurde mit einem feineren Werkzeug bearbeitet als die untere. Oben
stand "Amun", unten Senenmut. Aufgrund der unterschiedlichen
Bearbeitung wird vermutet, dass der Name Senenmuts direkt nach seinem
Fall, der Name Amuns jedoch erst in der Amarna-Zeit zerstört
wurde.
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Stele Nr. 2 auf der
südlichen Seite des Ganges;
(H: 37 cm, B:29 cm);
der Text ist hier zweispaltig, nach Westen schauend, angeordnet und
lautet nach Dorman: "Der große Haushofmeister [des Amun, Senenmut]."
Wie die Anordnung der zerstörten Flächen zeigt, ist der Text
zweifach diagonal zu lesen und zwar zuerst von links oben nach rechts
unten, dann von oben rechts [-> Amun] nach links unten [->
Senenmut]. Der Grund für diese Anordnung, die einzigartig im ganzen
Grab ist, ist unklar.
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Stele Nr. 3 auf der
südlichen Seite des Ganges;
(H: 52 cm, B:26 cm);
Text und Anordnung sind offensichtlich identisch zur Stele Nr.1
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Stele Nr. 4 auf der südlichen Seite
des Ganges;
(H: 71 cm, B:43 cm);
der Text ist zweispaltig angeordnet und nach Osten (links)
ausgerichtet. Er lautet:
"Der Aufseher der Kornspeicher des [Amun, Senenmut], gezeugt von
Ra-mose, geboren von Hat-nofer."
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Stele Nr. 5 auf der
südlichen Seite des Ganges;
(H: 74 cm, B:44 cm);
der Text ist zweispaltig angeordnet und nach Osten ausgerichtet. Auf
dieser Stele sind sowohl Titel als auch die Namen (Amuns und Senenmut)
sorgfältig zerstört, die Lesung ist daher unklar, lautet aber
wahrscheinlich:
"[Der Haushofmeister des Amun, Senenmut, gerechtfertigt],
gezeugt von Ra-mose, geboren von Hat-nofer."
Der Titel könnte "mj-rA Snwtj",
also Vorsteher der Speicher (Scheunen) gewesen sein.
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Stele Nr. 6 auf der
südlichen Seite des Ganges;
(H: 37 cm, B:23 cm);
der einspaltige Text ist wieder nach Westen ausgerichtet und lautet:
"Der Haushofmeister, Senenmut."
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Stele Nr. 7 auf der
nördlichen Seite des Ganges;
(H: 36 cm, B:22 cm);
der in 2 Spalten angeordnete, nach Osten
gerichtete Text wird von Dorman wie folgt übersetzt:
1. rechte Spalte - Der große Haushofmeister [Senenmut, gerecht]fertigt
2. linke Spalte - gezeugt von Ra-mose, geboren von Hat-nofer. In der rechten Spalte ist der Name
Senenmuts, wie in allen anderen
Stelen, ausgehackt (kursiv dargestellt). Bei einigen Hieroglyphen der linken Spalte sind noch
gut die in Rot ausgeführten Linien der Vorzeichnung zu erkennen (z.B.
vor der Brust des Löwen).
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Stele Nr. 8
" auf der nördlichen Seite des Ganges;
(H: 67 cm, B:42 cm);
der einspaltig angeordnete, nach Osten
gerichtete Text wird wie folgt übersetzt:
- Der Aufseher aller königlichen Arbeiten, [Senenmut].
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Stele Nr. 9 auf der
nördlichen Seite des Ganges;
(H: 37 cm, B:24 cm);
der wohl einspaltig angeordnete und nach Osten ausgerichtete Text
wurde sorgfältig zerstört - trotzdem vermutet Dorman aufgrund der
Spuren der Zerstörungen, dass die Inschrift
"Der Haushofmeister, Senenmut."
lautete.
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Zur Lesung der Texte durch Dorman (1991) ist anzumerken,
dass die zerstörten Flächen noch Spuren der ursprünglichen
Hieroglyphen erkennen lassen, die hier in den Fotografien nicht mehr
deutlich hervortreten. Anhand dieser Spuren, die Dorman (1991) in seiner
Publikation zu den Gräbern Senenmuts kenntlich gemacht hat, lassen sich
bei den meisten dieser Wandstelen die ausgehackten Zeichen mit einer
gewissen Intuition ergänzen.
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