|
Maat-ka-Ra Hatschepsut |
last update:
23.12.2010
|
Baugeschichte des Tempels Djeser djeseru
|
|
Djeser djeseru wie es Gaston Maspero Anfang des letzten Jahrhundert gesehen hat, rechts
die nördliche Kolonnade;
aus: Maspero "Geschichte der Kunst in Ägypten", 1913 |
Seit 1960 wird Djeser djeseru von Ägyptologen der Universität Warschau
in Zusammenarbeit mit der ägyptischen Altertumsbehörde (SCA = Supreme Council
of Antiquities) ausgegraben und in den letzten Jahren auch auf Basis der Ausgrabungsergebnisse
restauriert. Die Abbildung unter "Lage des Bauwerks"
zeigt den Zustand im Dezember 2000, nach Abschluss der wesentlichsten Restaurierungsmaßnahmen
(vgl. z. B. die restaurierten Rampen mit denen auf der Startseite, wo nur die 1. Rampe fertig
ist, die zur 3. Terrasse aber noch nicht). Ich hatte bereits im April 2001 Gelegenheit, die 3.
Terrasse zu besichtigen und zu
fotografieren - zu dieser Zeit war sie noch für Besichtigungen gesperrt. Diese und ältere
Fotos wurden hier auf den einzelnen Seiten verwendet. |
Die Ausgrabung in Djeser djeseru und
die architektonischen Analysen des Bauwerkes ergaben - vor allem nach Ansicht von Wysocki
(Wysocki, Z., 1986, 1987,
1992) -, dass der Bau nach 2 unterschiedlichen Bauplänen und in zwei aufeinanderfolgenden
Phasen errichtet worden ist. Aufgrund verschiedener
architektonischer Befunde schließt er darauf, dass der Tempel - bzw. die obere
Terrasse - unter bzw. für Thutmosis II. begonnen wurde und von Hatschepsut nach dem
Tode ihres Gatten "übernommen", verändert und schließlich
weitgehend fertig gestellt wurde.
|
Hierfür führt Wysocki u. a. folgende Gründe an:
|
- die obere Terrasse bildet nach den Bauanalysen den ursprünglichen Teil der Anlage, und war ganz
offensichtlich eine größere Kopie der benachbarten Anlage des Mentuhotep II.
Auf der oberen Terrasse wurden keine Grundsteindepots - auch keine der Hatschepsut - gefunden,
damit schließt er sie als Bauherrin aus.
- Grundsteindepots der Hatschepsut wurden auf dem unteren Hof gefunden und berichten explizit über "
die Zeit des Maßnehmens" (Ziehen
der Begrenzungsschnüre) für den Tempelbau.
- den unter Thutmosis III. nach dem Ableben der Königin erfolgten
Austausch ihres Namens gegen den von Thutmosis II. in den Dekorationen des
unteren Hofes und der Hathor-Kapelle. Diese Änderungen wurden auch auf
Bereiche des Tempels ausgeweitet, in denen keine Grundsteindepots der Hatschepsut
gefunden wurden. Der Vorgang insgesamt ist wohl ziemlich einmalig in der ägyptischen
Geschichte, in der üblicherweise die Namen des Vorgängers durch den des
Nachfolgers ersetzt wurden. Aber Thutmosis III. setzte den Namen seines Vaters ein, wohl um zu verdeutlichen, wer der
eigentliche Gründer des Tempels gewesen ist.
- schließlich die plötzliche Änderung in der räumlichen Anlage des unfertigen
Baues, was nach seiner Ansicht klar auf einen Wechsel des Bauherren hindeutet. Den Grund für
diese plötzliche Erweiterung des Bauplanes sieht er im Tod des Thutmosis II., der nicht lange
genug gelebt hat, um den Tempel zu vollenden. Hatschepsut übernahm den unfertigen Bau ihres
Gatten und ließ die obere Terrasse erweitern und fügte die unteren Teile des Tempels hinzu
|
Rekonstruktion eines Gründungsdepots der Hatschepsut in
Djeser djeseru (aus: Hayes, W.C., The Scepter of Egypt. Part II,
Cambridge, Mass., 1959) |
Allerdings muss hier betont werden, dass die von Wysocki aufgeführte
Zuordnung der 1. Bauphase zu Thutmosis II. wohl
hypothetischen Charakter hat.
|
Wie mir der Leiter des polnischen
Ausgrabungsteams, Dr. Barwik, mitteilte, gibt es wohl keine Funde, die diese
Zuordnung aus ägyptologischer Sicht belegen. Nach Barwik stammt der Gesamtbau
aus der Regierungszeit der Hatschepsut als Pharao (persönliche Mitteilung, Dez.
2001), wobei er den Baubeginn auf die Zeit der Thronbesteigung der Hatschepsut
datiert (diesbezüglich favorisiert er die Zeit um das Jahr 7; siehe dazu
auch: Datierung der Thronbesteigung).
|
Danach wurde der Bau im Jahr 7 der Hatschepsut
begonnen und in den Jahren 20 - 22 abgeschlossen. Nach den Bau-Ostraka waren
folgende Personen an der Ausführung beteiligt (s. a. Personen):
Senenmut, Hapuseneb, Nehesj, Djehutj, u.a.. Diesen Personen wurden von
den am Tempel beschäftigten Bildhauern Namenssteine geschickt, die die
Aufschrift trugen "Maat-ka-Ra, die Theben mit Mauern umgibt". Diese
Namenssteine wurden im Tempelbau und im Aufweg verbaut, ohne dass wir den
Zweck kennen.
|
Der Übersichtlichkeit halber habe ich die beiden Bauphasen auf getrennten Seiten untergebracht, die Links in der 1. Zeile unten führen Sie weiter. |
|