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Baugeschichte des Tempels |
last update:
29.08.2010
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Möglicher Grundriss des Tempels in der 1. Bauphase unter Thutmosis II. (nach Wysocki, 1992); die dicken Striche kennzeichnen die Mauern der oberen Terrasse, die dünnen die der mittleren; einfache Kreuze deuten die Standorte von Säulen auf der oberen Terrasse, Kreuze in einem Quadrat Säulen auf der unteren Terrasse an. |
Nach Wysocki (Wysocki, Z., "The Temple of Queen Hatshepsut at Deir el-Bahari -
The Raising of the Structure in View of Architectural Studies", MDAIK 48, 1992) begann man mit dem Bau der oberen Terrasse
bereits unter Thutmosis II. |
Im ersten Abschnitt der Phase I (Einteilung nach Wysocki, loc.
cit.) musste für die Terrasse zuerst eine rechteckige Plattform aus dem Kalksteinmassiv
für die späteren Aufbauten errichtet werden. Auf ihrer westlichen
Seite grenzt die Plattform an das Gebirgsmassiv, auf der nördlichen und
südlichen Seite war die Plattform durch nach Osten abfallenden Fels
eingeschlossen. Der nach Süden und Osten abfallende Fels erforderte den Bau von Stützmauern an diesen Seiten, um eine künstliche Süd-Ost-Ecke zu errichten. Das aus dem Fels herausgeschlagene Material wurde später als Füllmaterial für Mauern und Terrassenboden verwendet. |
Gleichzeitig mit dem Bau der Stützmauern für den aufzuschüttenden
Terrassenteil im südöstlichen Bereich mussten die Fundamente für
die späteren Tempelmauern in diesem Bereich erbaut werden.
Die Fundamente für die Tempelmauern wurden direkt auf dem gewachsenen Fels errichtet und bestehen aus Doppelmauern, deren Zwischenräume ebenso wie die Terrassenfläche mit Abbruchmaterial gefüllt wurden. Nach Wysocki
wurde immer gleichzeitig eine Reihe von Steinblöcken für die Stützmauer und die
Grundmauer gesetzt, danach die Zwischenräume mit Abraum gefüllt und verfestigt.
Danach folgte die nächste Reihe der Blöcke, bis schließlich die gewünschte
Terrassenhöhe erreicht wurde. Parallel wurde auch der Felssims oberhalb der
Tempelanlage (s. Abb. oben) aus dem Bergmassiv geschlagen, um das Bauwerk gegen
Steinschlag zu schützen. Die Idee, einen schützenden Felssims zu schaffen, wurde
wohl vom Tempel Mentuhotep II. übernommen, wo ebenfalls die Überreste eines schützenden
Felssims entdeckt wurden. Im mittleren Teil des Simses, entlang der
Tempelachse, wurde ein Hohlraum für das Hauptheiligtum des Tempels geschlagen.
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Nach der Fertigstellung der Terrasse begann man im 2. Abschnitt
der Phase I. mit dem Errichten der Tempelmauern.
Nach Wysocki lässt sich heute nicht mehr feststellen, wie weit bzw. wie hoch die Mauern
errichtet wurden, bevor die Arbeit durch den Tod Thutmosis II. unterbrochen wurden. Nach seiner
Ansicht dürfte die westliche Mauer einschließlich einer Schutzmauer gegen Steinschlag
ihre geplante Höhe erreicht haben. Von der westlichen Mauer gingen einige unfertige Mauern
nach Osten ab und umrahmten die jetzige obere Terrasse. Auch die Mauern um die Kapelle des Amun
und die des ithyphallischen Amun standen wohl bereits.
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In den 1. Abschnitt der Bauphase I. fiel
nach Ansicht von Wysocki auch
der Beginn der Baumassnahmen zur Errichtung der Hathor-Kapelle. Wysocki (1992)
begründet dies mit der späteren Ersetzung des Namens der Hatschepsut durch den
ihres Gatten und architektonischen Befunden.
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Nach Wysocki glaubt, dass der
Bau der Hathor-Kapelle und ihres
1. Portikus in der Bauphase unter Hatschepsut fortgesetzt wurde. |
Sicht auf die 3. Terrasse vom Arbeiterpfad aus. Zustand Dezember 1999;
rechts der Felssims, links die Südmauer mit dem Portal zum Portikus und der Rampe
zur mittleren Terrasse, oben erkennt man den Raum mit dem
Fenster (direkt neben der Südmauer, rechts davon das Vestibül vor den Kapellen
der Hatschepsut und des Thutmosis I. (mit Wellblech abgedeckt); oberhalb der südlichen Mauer die Hathor-Kapelle, ganz oben die Plattform des Tempels von
Mentuhotep II. |
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