Senenmut

last update: 01.01.2010
 

TT353

 

TT353, Senenmuts zweites Monument, wurde von H. E. Winlock während der Grabungssaison 1926/27 im Januar des Jahres 1927 entdeckt. Der Eingang des Anlage liegt versteckt in der westlichen Ecke einer Bodensenke, die jetzt als "Steinbruch des Senenmut" bezeichnet wird. In diesem Steinbruch wurde Baumaterial für die Wege zu Djeser djeseru gebrochen. Nirgends verzeichnet und später durch Sand und Schutt verdeckt, geriet TT353 in Vergessenheit.


Winlock entdeckte das TT353 zufällig, als er den nördlichen Verlauf der Begrenzungsmauer um die Grabanlage des Mentuhotep II. Neb-hepet-Ra untersuchte. Der Umgrenzungsmauer folgend entdeckte er dabei auf der unteren Terrasse des Tempels der Hatschepsut das Grab des Inyotef (= Antef = Intef), das der Königin Neferu, mehrere Mauerreste aus Schlammziegel errichtet von Amenhotep I., vier Schachtgräber aus der 3. Zwischenzeit, und insgesamt 7 Grundsteindepots der Hatschepsut. Bei dieser Aktion erreichte er auch die nordöstliche Ecke des Bezirkes von Djeser djeseru. Etwas außerhalb des heiligen Bezirkes von Djeser djeseru lag eine Bodensenke (s. dazu die Karte mit der Lage der Gräber des Senenmut), in deren Zentrum ein großer Schutthaufen lag, den Naville während seiner "Ausgrabungen" in Hatschepsuts Tempel in den Jahren 1893 - 1899 anlegen ließ.
Vorsichtshalber beschloss Winlock, den Teil der Bodensenke zwischen dem Schutthaufen von Naville und Bezirk von Djeser djeseru zu untersuchen, er hatte wahrscheinlich die Absicht, seinen eigenen Grabungsschutt dort abzulegen. Dabei fand er den Eingang mit Lehmziegeln vermauert vor (siehe folgendes Bild). TT353 war unvollendet und völlig leer.

Leider sind die Information auch über diese Ausgrabung mal wieder ziemlich unbefriedigend. Neben den publizierten Grabungsberichten von Winlock existieren weitere Publikationen (Hayes z.B. publizierte mehrere Ostraka, die im Steinbruch gefunden wurden), die mit den publizierten Angaben Winlocks ebenso wenig übereinstimmen, wie mit anderen, nicht-publizierten Aufzeichnungen von ihm. Das Archivmaterial ist nach Dorman (1991) "auffällig dürftig", ein Journal mit Aufzeichnungen der täglich durchgeführten Arbeiten existiert nicht. Die relevanten "Aufzeichnungen" scheinen 1928, d. h. 1 Jahr nach der Ausgrabung niedergeschrieben worden zu sein. Während der Ausgrabung wurde deren Fortschritt von Harry Burton fotografisch dokumentiert. Nur wenige der Negative sind datiert, aber ihre zeitliche Reihenfolge ist rekonstruierbar - eine unschätzbare Hilfe angesichts der mangelhaften schriftlichen Dokumentation(en). 

Die beschriebenen Mängel in der Dokumentation führen zwangsläufig zu Problemen bei der Datierung des Baubeginns von TT353, der auf oder um das Jahr 16 der Hatschepsut datiert wird. Die Datierung des Baubeginns von TT353 ist vor allem deshalb interessant, weil daraus Schlussfolgerungen bezüglich der Lebensdauer von Neferu-Ra gezogen wurden. Die Diskussion über den Baubeginn von TT353 habe ich daher auf einer eigenen Seite dargestellt.

Grundriss von TT353 (vgl. Dorman, 1991, oder Tyldesley, 1996)



Oben der Eingang von TT353, aufgenommen während der Ausgrabung; man erkennt deutlich die Höhe der Schuttlage (Foto aus Dorman, 1991)

TT353 besteht aus drei langen, geradlinig absteigenden Gängen und drei Kammern (A - C), die vollständig aus dem Fels geschlagen wurden. In der letzten Kammer C findet sich ein Schacht.
Der erste Gang (vom Eingang zum Raum A) ist ca. 61 m lang, die 98 flachen, roh behauenen Stufen zum Raum A beginnen etwa 6.4 m hinter dem Eingang, die Neigung des Ganges beträgt ca. 25°. Etwa 58 m vom Eingang entfernt wurde auf der linken Seite des Ganges ein kleiner, irregulär geformter Nebenraum in den Kalkstein geschlagen. Direkt unterhalb dieses Nebenraumes findet sich eine Nische in der Wand. An der gegenüberliegenden Wand - also auf der rechten Seite des Ganges - wurde ein kleiner Bereich in Form einer Stele in den Fels geschnitten (vgl. dazu die "Wandstelen Senenmuts in TT71"). Diese "Stele" zeigt die weithin bekannte Tuschezeichnung des Senenmut (siehe Hauptseite Gräber).
Der erste Raum (A) liegt noch außerhalb des heiligen Bezirks des Tempels der Hatschepsut, die beiden anderen liegen darunter.

Der Raum A ist als einziger im gesamten Grab dekoriert. Die Wände wurden sorgfältig geglättet und die Fehlstellen mit weißem Mörtel verkleidet. Die Dekoration aller Wände und an der Decke wurde vollendet. Die Tatsache, das lediglich Raum A dekoriert worden war, hat zu der Annahme geführt, dass das Grab ursprünglich nur bis zu diesem Raum geplant war, und alle folgenden Gänge und Räume eine Erweiterung darstellen.

Die auffälligsten Dekorationselemente des Raumes sind die astronomische Decke (siehe unten) und eine in Stelenform in die Westwand hinein gearbeitete Scheintür (siehe folgende Abbildung), die ganz offensichtlich eine freistehende Konstruktion imitieren soll.


Die als Scheintür gearbeitete Stele an der Westwand von Raum A, ist fast identisch mit der aus TT71.
Auf dem Rahmen der Scheintür sind wie bei der Scheintür aus TT71 wieder links Bullen und 7 Kühe zu erkennen, an deren Spitze (oben) Anubis und darunter der Sonnengott steht. Gegenüber unter Anubis die vier Steuerruder des Himmels, wiederum als mumiengestaltige Götter dargestellt.
Die Texte rechts und links der Scheintür stammen aus dem Totenbuch (aus Dorman, 1991). Über dem Türsturz findet sich - wie schon auf der Scheintürstele aus Grab TT71 - Senenmut in der Mitte sitzend, hinter ihm der Vater, der ihn umarmt, und ihm gegenüber die Mutter, die ihm die Lotosblüte an die Nase hält. Die Szene direkt darüber zeigt Senenmut zweimal in gegenüberliegenden Darstellungen an einem Speisetisch sitzend.
Über der Scheintür ist Senenmut zweimal - rechts und links neben einem "tit-Knoten kniend - dargestellt, die Arme in Anbetung erhoben.

Oben die astronomische Decke aus Raum A, TT353; es ist die früheste astronomische Darstellung, die man bis jetzt gefunden hat - die nächste fand man im Grabe von Sethi I. - und natürlich das einzige Exemplar in einem Privatgrab; Foto aus: Dorman, 1991. Die astronomische Decke erstreckt sich über 3x3.6 m (im Bereich ihrer größten Ausdehnung).
 

Die Decke zeigt in der südlichen - oberen - Hälfte eine Liste der Dekangestirne sowie dazu gehörende Sternbilder des Südhimmels, des Orion und der Sothis (Sopdet). Ferner finden sich die Planeten Jupiter, Saturn, Merkur und Venus, zum Teil als Götter, die in Barken über den Himmel fahren.
Die nördliche - untere - Hälfte zeigt Sternbilder des Nordhimmels mit dem Großen Bären (Ursus major = msxtjw, Hannig, Großes Deutsch-Ägyptisch, Mainz 2000, S. 561; dargestellt als Stier mit ovalem Körper, in dem der Name unter den drei Sternen steht. Der Schwanz endet in drei Kreisen, von denen der dritte mit dem oberen Ende des spitzen Dreiecks in der Mitte verbunden ist). Die übrigen Sternbilder ließen sich nicht identifizieren. Rechts und links davon stehen 8 bzw. 4 Kreise, unter denen jeweils eine Reihe von Göttern, die Sonnenscheiben tragen, zur Bildmitte hin schreiten. Die Inschriften der Kreise bezeichnen die ursprünglichen Monatsfeste im Mondkalender, die der Götter die ursprünglichen Tage des Mondmonats (nach Meyer, 1982).

Quer zwischen beiden Himmelshälften läuft eine Inschrift in mehreren Registern, in der Senenmut direkt neben Hatschepsut genannt wird (in der breiten mittleren Zeile), die von rechts nach links lautet:
"Es lebe Horus "Mächtig an Ka-Kräften", die Beiden Herrinnen "Jung an Jahren", Goldhorus "Göttlich an Erscheinungen", König von Ober- und Unterägypten Maat-ka-Ra, geliebt von Amun, sie lebe, Siegelbewahrer des Königs (sDAwtj-bitj), Domänenvorsteher des Amun (jmj-rA pr n Jmn), Senenmut, gezeugt von Ramose (Ra-ms), geboren von Hatnefret (@At-nfrt).

Nach Meyer (1982) deutet das Nebeneinander von Senenmut und Hatschepsut in einer Zeile, die mit "Es lebe .." beginnt, nicht nur darauf hin, dass er sich hier als gleichwertig zur Königin betrachtet, sondern auch darauf, dass Senenmut zur Zeit des Baues von TT353 auf dem Höhepunkt seiner Macht war - denn diese Inschrift ließ sich sicherlich nicht geheim halten.

Direkt rechts und links neben der Mündung des langen Ganges in den Raum A finden sich oben an den Wänden zwei Darstellungen des Senenmut, der stehend die Kartuschen der Hatschepsut anbetet.


Genau über dem Gang, der von Raum A nach B führt, durchquert Senenmut in dem obigen Bildfeld die "Gefilde der Zufriedenheit".

Direkt links neben dem Eingang von Raum A führt ein weiterer Gang ca. 25 m (43 Stufen) hinab zu Raum B. Der Eingang wurde so in den Boden von Raum A gelegt, dass die Dekoration der westlichen Wand nicht beeinträchtigt wurde.

Raum B ist ein rechteckiger Raum mit einer flachen Decke. Der Raum ist völlig unfertig hinterlassen worden, es gibt keine Hinweise auf Versuche, die Wände zu verputzen oder gar die Risse in den Wänden zu schließen.
Wie in Raum A beginnt auch in Raum B links vom Eingang der - etwa 10 m lange - Gang zum letzten Raum C, dessen Eingang ca. 96 m entfernt ist von der ersten Stufe der Gesamtanlage.

Im Gegensatz zu den Räumen A und B hat der Raum C eine - in nord-südlicher Richtung - gewölbte Decke. Der Raum ist unvollendet, aber im Gegensatz zu Raum B wurden hier die Wände vorbereitend geglättet, so dass man mit der Dekoration hätte beginnen können. In der nord-östlichen Ecke des Raumes wurde ein etwa 1.5 m tiefer Schacht gebrochen, oberhalb dieses Schachtes befinden sich zwei Nischen.

Die Einstellungen der Arbeiten an TT353 sind offensichtlich ziemlich plötzlich erfolgt. Lediglich die Gesichter sind in allen Darstellungen zerstört, Senenmuts Namen sowie die der Hatschepsut blieben erhalten. Auf den Wänden fanden sich noch Datumsangaben mit Monat und Tag - allerdings ohne Jahresangabe -, aus denen hervorgeht, bis wann noch Arbeiten durchgeführt worden waren.

TT71


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Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)