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Karnak-Tempel |
last update:
08.12.2013
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Grundriss von Ip.t-Sw.t ("Auserwählter Ort",
heute Karnak; modifizierter Plan nach Larché, 2007) zur Zeit von Hatschepsut und Thutmosis III.; in Rot die "Rote Kapelle",
hier in der aktuell diskutierten Position zwischen den Magazin- und Opferräumen
der Hatschepsut;
in Gelb der 6. Pylon, in Grün der 5. Pylon, und die Violett der 4. Pylon; in
Braun vor dem 4. Pylon der "Große Festhof" des Thutmosis II. |
Das Zentrum des Tempels des Amun-Ra in Karnak erstreckt sich
vom 4. Pylon nach Osten bis zum Festzelt (Akh-menu) des Thutmosis III. (das sich im
oben gezeigten Grundriss direkt im Osten - oben - an den zentralen Bezirk
anschließt). Für heutige Besucher ist dieser Teil der Anlage
sehr unübersichtlich, da weite
Bereiche zerstört sind und man jenseits der großen Säulenhalle von Sethi I. bzw. Ramses II. praktisch durch Ruinen läuft. Darüber hinaus
wurde der Tempel in der 18. Dynastie mehrfach von Grund auf umgebaut. Eine
aktuelle Übersicht über die Entwicklung des Tempels findet sich bei Sullivan
(2010). |
Der erste unbestrittene Beleg für die Existenz
eines Tempels für Amun-Ra in Karnak stammt aus der Zeit Antef II. aus der 1. Zwischenzeit
in Form einer 8-eckigen, beschrifteten Sandstein-Säule, die sich heute im Luxor-Museum befindet.
Die später in Karnak wiederverwendete Säule trägt eine Widmungsinschrift des
Königs, der einen Tempel für"Amun-Ra, Herrn des Himmels" errichtet hat
(Foto rechts, oberer Teil der Säule mit dem Namen Amun-Ra - Ra
vorangestellt und mit Uraeus; Foto: Autor). Laut Gabolde (Gabolde, L., Le Grand
Chateau d'Amon de Sesostris 1er à Karnak. Paris 1998, S. 112) wurde die Säule im Flur
"du texte de la jeunesse" von Thutmosis III. verbaut aufgefunden. Hinweise
auf einen noch älteren Tempel ließen sich bisher nicht zweifelsfrei bestätigen, insofern
muss man - bis neue zweifelsfreie Belege vorliegen - davon ausgehen, dass vor
der 1. Zwischenzeit kein Tempel für Amun-Ra in Karnak existierte.
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Der erste große Bauherr war Senwosret I. (= Sesostris I., 2. Pharao der 12. Dyn.) im Mittleren
Reich (MR), von dessen Bau
stammen die Granitschwellen
- aus Rosengranit - des zentralen Ganges, die heute noch auf dem
weitgehend leeren Platz zwischen dem Barkensanktuar und dem Festzelt des Thutmosis III. zu sehen
sind (folgendes Foto).
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Blick vom Barkensanktuar des Philippos Arrhidaios aus dem Ende des 4. Jhd. v.
Chr. zum Festzelt des Thutmosis III. Auf der zentralen West-Ost-Achse
des Tempels liegen hier noch die Granitschwellen der alten Tempelanlage
aus dem MR und der Thronsockel des Amun aus Kalkstein. |
Plan des Tempels von Senwosret I. (aus: Gabolde, Carlotti, Czerny, 1999);
die schwarzen Blöcken stellen die Überreste der Granitschwellen dar, das
gestrichelte Viereck im Säulenhof die im Boden entdeckte ältere Plattform. Links oben der rekonstruierte Platz
des Amun-Throns.
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Der Tempel des Senwosret I. imponierte (auf der Westseite) mit
einem Portikus mit je 6 Pfeilern vor jedem Seitenflügel (siehe unten; Zeichnung
aus: Gabolde, Carlotti, Czerny, 1999). Vor jedem Pfeiler stand eine osiride
Figur Senwosrets. |
Dieser Portikus wurde spätestens unter Hatschepsut abgerissen als sie die
Magazinräume und die Rote Kapelle - beides wird zusammen auch als
"Palast der Maat" bezeichnet - errichten ließ. Die beeindruckende Fassade ließ sie allerdings
in ihrem Totentempel in Deir el-Bahari
wieder auferstehen - wobei auf jeder Seite die Zahl der Pfeiler verdoppelt und die der osiriden
Figuren auf jeweils 13 erhöht wurden. |
Die Position des Thrones des Amun in dem Plan des Tempels von Senwosret I. beruht allerdings nur auf der Annahme, dass Thutmosis III. mit dem
Akh menu diesen Tempel kopiert hat - und auch dort steht der Thron in einem Raum
in der nord-östlichen Ecke des Tempels. |
Senwosret I. überbaute seinerseits bereits eine ältere Tempelanlage
des Amun aus den Anfängen des MR wie der Fund einer großen steinernen Plattform im Boden
zeigt.
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Die Überreste dieser rund 10 m langen und 8 m breiten Plattform
aus mindestens 2 Lagen von Steinblöcken
wurden auf der westlichen Seite des Mittleren Reich-Hofes, d.h. zwischen den
Kammern der Hatschepsut und den Granitschwellen des Senwosret I., im Boden entdeckt. Diese Plattform könnte in der Zeit von Amenemhat I.
entstanden sein. Gabolde, Carlotti, und Czerny (1999) vermuten, dass diese
Plattform einen kleinen Tempel getragen hat und verweisen hierbei auf den
Kleinen Tempel des Amun in Medinet
Habu, der offensichtlich auch auf einer solchen Plattform begonnen wurde. Die
Lage der Plattform wird heute wieder im MR-Hof durch eine entsprechende
Steinlage angedeutet. |
Beim Bau dieser Plattform wurden Sand- und Kalksteinblöcke
eines älteren Bauwerkes, das vermutlich in die Anfänge des Mittleren Reichs
(siehe hierzu -> Mentuhotep Nebhepetre
-> Karnak)
zu datieren ist, wiederverwendet. |
Ansicht der westlichen Seite des MR-Hofes mit Blick auf das zentrale Sanktuar und die Kammern der Hatschepsut. Vor dem
Eingang zum Sanktuar zeichnet sich im Boden die Plattform aus dem Mittleren Reich ab.
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Nach den Pharaonen des MR war das thebanische Fürstengeschlecht der 17. Dynastie in
besonderer Weise
Amun verpflichtet, der sie nach langen Kämpfen zum Sieg über die
Hyksos führte, und somit zur Wiedervereinigung des Reiches.
Folgerichtig leiteten sie und die Herrscher der folgenden Dynastien die
Legitimation ihrer Herrschaft von Amun ab und bauten die, aus dem
Mittleren Reich stammende, bescheidene Tempelanlage Amuns repräsentativ
aus. Der älteste und heiligste Bereich aus der Anlage der Mittleren
Reiches wurde dabei in die neue Anlage unverändert integriert.
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Amenhotep I. vergrößerte die Anlage. In den
Steinmagazinen von Karnak finden sich über 800 dekorierte und 500
Blockfragmente aus Kalkstein, die von den Anlagen Amenhotep I. stammen.
Die Blöcke und Fragmente wurden bereits in der Antike von seinen
Nachfolgern abgetragen und als Füllmaterial wiederverwendet, so z.B. im
7. Pylon und in den Fundamenten des Akh-menu errichtet von Thutmosis
III., im 3. Pylon und in den Bauten von Amenhotep III. in Karnak-Nord (Graindorge,
1999). Nur dieser Wiederverwendung ist es zu verdanken, dass die Blöcke
in späterer Zeit nicht den Kalksteinräubern zum Opfer fielen.
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Die
Rekonstruktion anhand der Blöcke ergab eine groß angelegte
Tempelanlage, die dem Heiligtum des MR vorgelagert war (der folgende
Grundriss zeigt die Tempelanlage nach der 2. Ausbauphase; nach Carlotti
entnommen aus Graindorge, 1999). Darüber hinaus
zeigte sich, dass Amenhotep I. offensichtlich eigene Bauten abreißen
und durch neuere ersetzen ließ.
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Plan des Tempels von Amun-Ra nach den Umbauten unter Amenhotep I. (aus: Carlotti,
1998). |
In der ersten Ausbauphase lässt Amenhotep I. vor der Anlage aus dem MR
ein Barkensanktuar mit zwei Schirmmauern (Nummer 4 in der obigen Abbildung) errichten, auf der Südseite
des Hofes werden 11 Kapellen erbaut (rechts von Pos. 4 als Position 1
eingezeichnet).
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Die 2. Ausbauphase war deutlich ambitionierter. Die 11 Kapellen
auf der Südseite des Hofes werden umgebaut und auf der
gegenüberliegenden Seite des Hofes durch vergleichbare Kapellen ergänzt
(Pos. 1). Die Schirmmauern (4) um das Sanktuar werden umgebaut und durch
zwei Mauern mit je 8 Nischen (5) mit den Hofseiten verbunden. Die
Nischen waren wahrscheinlich nach Osten ausgerichtet und enthielten
Königsstatuen. Die Ziegelmauer um den Tempelteil aus dem MR wurde durch
eine Kalksteinmauer ersetzt (7). Hinter den südlichen Kapellen wurde ein
Schlachthof als offener Hof angelegt (10).
Nach Westen wurde eine ca. 7 Meter hohe Mauer mit einem zentralen Tor
erbaut (6, 8, 9), hier entstand später der 6. Pylon. Weiterhin werden
alle aus dem MR stammenden Ziegelmauern in diesem Bereich niedergerissen
und als Abschluss des Tempels ein weiteres, mehr als 10 m hohes Tor (12) auf
der Höhe des heutigen 4. Pylon errichtet. Noch weiter westlich ließ
Amenhotep I. eine exakte Kopie der "Weißen Kapelle" (CB=
Chapelle Blanche) des Senwosret I. (Sesostris I.) genau gegenüber der
"Weißen Kapelle" selbst errichten. In der Ecke süd-westlich
von CB baut er schließlich noch die sogenannte Alabasterkapelle (wiederaufgebaut
im Open-Air-Museum, Karnak).
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Die Bauten von Amenhotep I. standen nicht lange. Dass Blöcke schon unter
Thutmosis III. und später unter Amenhotep III. als Füllmaterial
verwendet wurden, bedeutet wohl, dass sie schon in dem Zeitraum von
Thutmosis I. bis Hatschepsut abgebaut worden waren.
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Die Baumassnahmen von Thutmosis I., Nachfolger von Amenhotep
I., im Amun Tempel von Karnak hatten
große Auswirkungen auf die Bauaktivitäten der folgenden Pharaonen. |
Auf der Westseite des Tempels ließ Thutmosis I. ein monumentales Eingangstor, den 4. Pylon
bauen und gleichzeitig etwas weiter nach Osten einen kleineren Pylon, den 5.
Pylon. Die beiden Pylone wurden auf der Nord- und der Südseite mit einer Mauer
verbunden, so dass ein großer Hof entstand. |
Die Entwicklung dieses Hofes in der Zeit von Thutmosis I. bis Hatschepsut wird auf einer separaten Seite vorgestellt ->
Wadjit-Halle.
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Weiter westlich ließ Thutmosis I. vor dem 4. Pylon die ersten
beiden Obelisken aufstellen, die für den Tempel des Amun gestiftet
wurden. Einer dieser beiden Obelisken ist heute noch an seinem Platz.
Baumeister Ineni, verantwortlich für die Arbeiten, berichtet in seinen
Grab (TT81) über das Aufstellen beider Obelisken. Am Ende umrissen insgesamt 17
Obelisken den heiligen Bereich von Karnak (paarweise aufgestellt fanden
sich: vor dem 4. Pylon 2 von Thutmosis I., ebenfalls vor dem 4. Pylon 2
von Thutmosis II. /Hatschepsut, 2 von Hatschepsut zwischen dem 4. und 5.
Pylon, 2 weitere von ihr im Osten des Amun-Tempels, hinter dem Akh-menu,
2 von Thutmosis III. zwischen vor dem 4. Pylon, zwischen den Paaren von
Thutmosis I. und II., und ein weiteres Paar vor dem 7. Pylon, 2 von Amenhotep III. - im
Month-Bezirk von Karnak -, und 2 von Ramses II. im Osten von Karnak, im Tempel "Amun, der die
Gebete erhört"). Zusätzlich war im Tempel des Amun-Ra-Horakhti
ein singulärer Obelisk - der Lateranobelisk, angefertigt von Thutmosis
III, aufgestellt von Thutmosis IV. - das Zentrum der Verehrung (Bell,
1999, Habachi, 2000).
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Obelisk (Höhe: 20 m; Gewicht: 143 t) von Thutmosis I.
vor dem 4. Pylon im Karnak-Tempel mit Baukran aus jüngerer Zeit |
Aus der Zeit von Thutmosis II. finden sich wenige Spuren im
Zentrum des Amun-Tempels von Karnak. Westlich des 4. Pylons ließ er
offensichtlich einen weiteren Pylon errichten, so dass ein großer "Festhof"
entstand, der die Obelisken seines Vaters umschloss. Auf der Südseite hatte der
Festhof einen Eingang in Form eines kleinen Pylons. Dieser Pylon und spätere
Einbauten von Thutmosis IV. wurde abgerissen, um Platz für den die Erbauung des
heutigen 3. Pylon von Amenhotep III. zu schaffen. Gabolde (1993) fand Überreste
der Bauten, die als Füllmaterial im 3. Pylon verwendet worden waren.
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Thutmosis II. ließ auch zwei Obelisken aus Rosengranit
anfertigen, die im Festhof vor den Obelisken seines Vaters aufgestellt werden
sollten. Die beiden Sockel liegen unter dem 3. Pylon. Vermutlich starb der König
jedoch, bevor sie aufgestellt wurden. Erhaltene Teile mit Inschriften dieser
Obelisken belegen, dass sie ursprünglich für ihn angefertigt, aber von
Hatschepsut mit eigenen Inschriften versehen ihrem Vater gewidmet worden sind. |
Bei den vielen Ausgrabungen in Karnak kamen zahlreiche
Bruchstücke ans Tageslicht, die aus der Zeit von Thutmosis
II., Hatschepsut, und Thutmosis III. stammten.
Mehrere Kalkstein-Blöcke wurden bei der Ausgrabung der Cachette im Hof vor dem
7. Pylon gefunden, wo sie im Fundament verbaut worden waren. Gabolde (2005) hat die zahlreichen Fundstücke untersucht und
daraus die Existenz von 4 aus Kalkstein errichteten Bauwerken in Karnak
abgeleitet - das
"NTrj
mnw = Göttliches Monument", eine kleine "Nischenkapelle", die dem Kult
mehrerer Mitglieder der königlichen Familie gewidmet war, eine "(Barken?-)Kapelle/Sanktuar", und schließlich
eine kleine, nur bruchstückhaft erhaltene Kapelle.
Die Analyse der mit flach-erhabenen Reliefs dekorierten Blöcke ergab, dass
diese Bauwerke den Zeitraum der Wandlung der Großen Königlichen Gemahlin,
des Gottesweib des Amun, Hatschepsut zur Regentin für Thutmosis III. und
abschließend zur "Herrin der Beiden Länder Maat-ka-Ra" reflektieren - ein
Zeitraum, der bisher eher dürftig in den Monumenten dokumentiert ist. |
Diesen Bauten, von denen das
"NTrj
mnw = Göttliches Monument" zurzeit am Eingang zum Open Air-Museum des
Karnak-Tempels durch das
CFEETK
rekonstruiert wird, ist eine eigene Seite
gewidmet. |
Von dem ganzen Tempelteil aus dem Mittleren Reich,
zwischen dem Barkensanktuar bis
zur Umfassungsmauer im Osten, ist praktisch nichts erhalten. Wahrscheinlich waren
die Bauten von Amenhotep I. und die seiner Vorgängern bereits zur Zeit des Thutmosis III.
baufällig, konnten aber möglicherweise aus
religiösen Gründen nicht abgerissen werden, weshalb Thutmosis III. neue
Bauten im Anschluss im Osten im an die alten Tempelanlagen errichten ließ.
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Heutiger Blick vom Festzelt (Akh-menu) des Thutmosis III. auf die Rückseite
des Barkensanktuars von Philippos Arrhidaios und die Kammern der Hatschepsut; rechts hinter dem
Barkensanktuar steht der Obelisk der Hatschepsut, von dem des Thutmosis
I. ist links nur die Spitze zu erkennen; auf dem hier liegenden freien Platz
befanden sich früher die mit Kalkstein errichteten Tempelbauten aus
dem MR bzw. die des Amenhotep I. |
Die Ruinen zwischen den Magazinen der
Hatschepsut (in denen Thutmosis III. nach dem Abriss der vor ihnen erbauten Roten Kapelle ein neues Barkensanktuar einbauen
ließ)
und dem von Thutmosis III. errichteten neuen Räumen im Osten der Anlage
(Akh-menu, etc.) wurden in spätrömischer Zeit von Kalksteinräubern abgetragen - daher
findet sich dort heute ein relativ freier Platz (siehe Bild oben).
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Nach ihrem Vater hat Hatschepsut den Tempelbezirk
gewaltig umgestaltet. Mit Sicherheit lassen sich folgende Erweiterungen bzw.
Umbauten, die in der
Regierungszeit der Hatschepsut erfolgten, identifizieren (alle auf einer
eigenen Seite dargestellt):
- die Rote Kapelle - als
zentrales Sanktuar vor den Magazin- und Opferräumen erbaut |
- Magazin- und Opferräume -
der Gebäudekomplex
rechts und links der Roten Kapelle (auch als "Kammern der Hatschepsut
bezeichnet), der den alten zentralen Teil mit dem Barkensanktuar und den
Kapellen von Amenhotep I. ersetzt |
- Wadjit-Halle - Hatschepsut ließ
die Halle ihres
Vaters umbauen und das zweite ihrer Obeliskenpaare in der Halle aufrichten |
- zwei Obeliskenpaare, das erste im Osten
des zentralen Tempels, das zweite in der Wadjit-Halle zwischen dem 4. und 5. Pylon |
- 4 kleine Gebäude lassen sich darüber
hinaus in die Jahre des Überganges von Thutmosis II. zu den ersten
Regierungsjahre seines Sohnes, Thutmosis III., mit Hatschepsut als Regentin für
den jungen König datieren |
Die Bezeichnung "Palast (Großes Haus) der Ma'at" für
den Gebäudekomplex aus Roter Kapelle und Magazinräumen geht lt. El-Sayed Hegazy und Martinez (1993) zurück auf einen Architrav von Thutmosis I.
zurück (der aber in dem Artikel nicht lokalisiert oder näher beschrieben wird).
Hiermit steht möglicherweise in Zusammenhang, das Thutmosis I. in einer Variante seiner Gold-Namen auf das "Grosse Haus der Ma'at" verweist: "aA-pHtj wsr-xpS wAD-rnpwt-m-hwt-aAt-MAat
= Mit großer Kraft und
reichlicher Schlagkraft, mit gedeihlichen Jahren im großen Haus der Ma'at" (Beckenrath, 1999, S. 134;
Schneider, 2002, S. 289). |
Die letzte große bauliche Veränderung des zentralen
Tempels erfolgte unter Thutmosis III. Zwischen dem 5. Pylon und den
Gebäudeteilen der Hatschepsut wurde ein weiterer kleiner Torbau - der 6.
Pylon - eingefügt. Die Rote Kapelle der Hatschepsut wird, da sie den
Bauten des Thutmosis III. im Wege steht, abgebaut. Thutmosis III. baut als
Ersatz ein neues Barkenheiligtum (an dieser Stelle befindet sich heute ein Barkenschrein aus griechischer Zeit,
erbaut zwischen 323 - 317 v. Chr. von Philippos Arrhidaios). Dazu muss er die zentralen Räume in den "Kammern der
Hatschepsut" aufbrechen und die Querwände entfernen. Soweit
wie möglich stellt Thutmosis III. die hierarchische Struktur der
zentralen Bauten so wieder her, wie sie von Amenhotep I. geplant worden
war.
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Zwischen Sanktuar und dem neuen kleinen
Torbau wurde ein Vestibül von je sieben Säulen auf beiden Seiten des
Durchgangs errichtet. Hier haben wahrscheinlich auch die beiden
Obelisken des Thutmosis III. gestanden, die im 7. Jahrhundert von den
Assyrern erbeutet wurden.
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Bei weiteren Umbauten unter Thutmosis III.
wurde auch der Säulensaal - die "ehrwürdige" Wadjit-Halle - zwischen 4. und 5. Pylon
(siehe Grundriss oben) überdacht. Dabei wurden die beiden Obelisken der Hatschepsut bis
zur Dachhöhe eingemauert, was heute noch oben auf dem Foto am dunkleren
unteren Teil des Obelisken erkennbar ist.
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Als Begründung wird angegeben: "Es habe, als die Halle noch ohne
Decke war, einmal so geregnet, dass man 2 Wochen (also ca. 20 Tage)
gebraucht habe, um das Wasser wieder hinaus zu schöpfen."
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Dennoch wird dieses Einmauern der beiden Obelisken der Hatschepsut häufig im Zusammenhang mit Rachegedanken gesehen.
Hier darf man allerdings darauf hinweisen, dass Thutmosis III. - wie
andere Pharaonen vor und nach ihm - keinerlei Probleme damit hatte,
Bauten der Vorgänger abzureißen, wenn sie die eigenen Pläne störten.
Einen
Rachegedanken kann man daraus nicht zwingend ableiten.
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Der oben abgebildete Kalksteinblock wurde 1930 von den französischen
Ausgräber H. Chevrier in Karnak gefunden. Der Block gehört zu einer
abgerissenen Kapelle - möglicherweise von Thutmosis II. (Aa-cheper-en-Ra)
-, von der nur sehr wenige Fragmente erhalten sind. Die
ursprüngliche Position der Kapelle in Bezirk von Karnak und ihr Aussehen
sind unbekannt, heute befindet sich dieser Block im Museum in Luxor
(Photo: M. Jennrich).
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Die dargestellte Szene zeigt Hatschepsut, die Wein (in den
runden Gefäßen) vor Amun-Ra opfert, eine Szene, die dem
Herrscher vorbehalten ist. Sie trägt hier die hohe Atef-Krone (königliche
Doppelfederkrone, mit Sonnenscheibe und Widdergehörn), die den
Pharao mit dem Sonnengott assoziiert. Ansonsten ist die Darstellung aber typisch
weiblich, mit dem langen Kleid, das bis zu den Füßen reicht, und
der fast geschlossenen Fußstellung. Die dargestellte Frau wird jedoch eindeutig durch
die Titel als
"König von Ober- und Unterägypten" und "Herrin
der zwei Länder",
"Maat-ka-Ra" identifiziert. Dies deutet
daraufhin, dass sie trotz der ansonsten weiblichen Darstellung bereits den entscheidenden Schritt hin zum Thron gemacht hat.
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Neue Hypothese zur Entwicklung des Tempel am Beginn der 18. Dynastie
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Die obige Darstellung der Entwicklung des zentralen
Bereiches des Karnak-Tempels entspricht der traditionellen Ansicht über der
historischen Abläufe. |
In Bezug auf die Baumassnahmen während der frühen 18. Dynastie
hat Larché vor einigen Jahren eine neue Hypothese auf Basis der Ergebnisse
der jüngsten
Ausgrabungen im Tempel vorgestellt (Larché, F., Nouvelles
observations sur les monuments du Moyen et du Nouvel Empire dans la zone
centrale du temple d'Amon. Cahiers de Karnak XII, 2007, S.407-496; Larché, F., A
Reconstruction of Senwosret I's Portico and of Some Structures of Amenhotep I at
Karnak. CHANE 37, 2009, S. 137 - 173). Die neuen Ausgrabungen in den Jahren 2005-2006
durch das CFEETK im Zentrum von Karnak waren nach der Senkung des Grundwassers
durch das
Luxor Dewatering Projects möglich geworden. Diese neue Hypothese weicht an einigen Stellen radikal
von den bisherigen Vorstellungen ab. |
- war der ursprüngliche Tempel aus dem Mittleren Reich
(MR) vermutlich nach
Osten ausgerichtet (e. g. Larche 2009, S.9 ff). Amenhotep I. änderte die Ausrichtung des Tempels von Ost nach
West (möglicherweise, weil die Verbindung zum Nil(-arm) auf der Ostseite des Tempels verloren
ging). |
- wurde der von Sesostris I. erbaute MR-Tempel schon von Amenhotep I., spätestens aber von Thutmosis I. (und nicht erst von Hatschepsut)
abgerissen, den Thutmosis I. verwendete Fragmente der Kolonnade von Sesostris I.
im Fundament seiner eigene Kolonnade im Hof des 5. Pylons (e. g. Larché 2009, S.
17).
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- wurden der 4. Pylon und die Wadjet-Halle (traditionell Thutmosis I.
zugeschrieben), das erste Obeliskenpaar vor dem 4. Pylon (dekoriert im Namen
Thutmosis I.), sowie ein Vorläufer des 3. Pylons und der benachbarte Festhof
(beide werden traditionell Thutmosis II. zugeschrieben) alle von
Hatschepsut erbaut. |
- erfolgte die Einfassung ihrer Obelisken (die in der Wadjet-Halle
aufgerichtet worden waren) schon unter Hatschepsut (und nicht erst im Zuge ihrer Verfolgung unter Thutmosis
III.) - vermutlich aus technischen oder kultischen Gründen (Larché 2007, S.
458ff).
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