Senneferi

last update: 03.01.2010

Historische Daten

Name Titel   Herkunft Grabanlage
Senneferi
in TT99 auch mehrfach: Sennefer
Schatzmeister, Aufseher über das Goldland des Amun   unbekannt TT99
Gemahlin: Tajmau oder Tiamu        
Eltern        
Vater: Hay-Djehutj sab (zAb)
(der Ehrwürdige); Aufseher des Büro von Watet-Hor
belegt in TT99, erwähnt auf der Statue BM EA48 des Sennerferi    
Mutter: Sat-Djehutj        
Kinder: namentlich werden in TT99 keine Kinder aufgeführt, obwohl sie auf dem Pfeiler A allgemein erwähnt werden, ein Sohn könnte die dort dargestellten Kulthandlungen durchführen        
Tochter: Ren(e)na   belegt zusammen mit ihrem Gemahl Amenhotep in deren verlorenem Grab C.3   C.3*
         
* siehe dazu: Porter&Moss, I-1, S. 457)


TT99 liegt in Sheikh Abd el-Qurna oberhalb des Grabes von Rekhmire, TT100, nördlich des Grabes von Sennefer, TT96, und südlich des Grabes von Amenemhat, TT97 (siehe dazu auch oben den Ausschnitt aus: F. Kampp, Die thebanische Nekropole. 1996, Plan III). Die Lage des Grabes ist in dem Plan rot eingerahmt.


Grundriss von TT99 ohne den dazugehörigen Vorhof (nach Porter&Moss)

Von 1992 bis 2002 haben Nigel und Helen Strudwick TT99 bearbeitet und ihre Ergebnisse in zahlreichen Publikationen vorgestellt. Daher wird auf eine detaillierte Vorstellung des Grabes, seiner Geschichte, und der zahlreichen kleinen Funde verzichtet und auf die Internet-Seite von Strudwick zu TT99 verwiesen.
Die Grabanlage besteht aus einem offenen Vorhof, von dem aus ein zentral gelegener Eingang in eine einfache, fensterlose Querhalle führt. In der leicht geböschten Fassade ist oberhalb des Einganges heute noch eine kleine Statuennische erhalten. Auf der Fassade finden sich noch Reste des originalen Verputzes.
Von der Querhalle führt eine Passage in eine 2. Querhalle oder Kapelle mit 2 Pfeilern und einer zentralen Nische in der Westwand. Die Nische war vermutlich für eine Statue des Senneferi vorgesehen.
Neben zwei bereits früher gefundenen Grabschächten im Vorhof wurden bei den Ausgrabungen von Strudwick weitere Schächte gefunden. Insgesamt fanden sich in der hinteren Querhalle 5 Schächte, in der vorderen Querhalle 1 Schacht, und im Vorhof 3.
Senneferi wurde im tiefsten der im Vorhof gefundene Schächte bestattet. Ein weiterer Schacht im Vorhof könnte für die Bestattung von Familienmitgliedern gegraben worden sein.
Alle anderen Schächte stammen aus späteren Nachbestattungen in der Grabanlage. Die Nachbestattungen beginnen in der 21. Dyn. und dauern möglicherweise bis in die Spätzeit (ca. 600 v. Chr.). Danach diente das Grab in koptischer und islamischer Zeit wahrscheinlich als Wohnort oder Lager.
 

Senneferi ist mehrfach belegt. Neben seinem Grab TT99 taucht er 2x in Serabit el-Khadim auf.
Serabit el-Khadim ist ein Gebiet im Süd-Westen des Sinai, in dem vermutlich schon in prähistorischer Zeit für Kupfer und Türkis (Malachit) abgebaut wurden. Auf dem Hügel von Serabit el-Khadim findet sich ein Tempel der Göttin Hathor geweiht, der "Herrin der Türkis". Im Tempel ist Senneferi Hathor anbetend direkt hinter Thutmosis III. dargestellt (Urk IV, 548; Szene inzwischen wohl zerstört). Daneben taucht er wohl noch auf einer Stele auf, die ebenfalls den Namen Thutmosis III. trägt.
Im inzwischen verlorenen Grab seiner Schwiegersohnes Amenhotep (C.3) wurde er nach erhaltenen Unterlagen ( Piehl, K., "Inscriptions hiéroglyphiques I.", Stockholm-Leipzig 1886) ebenfalls erwähnt.
Zwei vollständig erhaltene Statuen (British Museum, EA48, siehe unten; Cairo Museum, CG 1013) tragen ebenfalls seinen Namen wie 2 Bruchstücke (Cairo Museum, CG 1112; Wien, Kunsthistorisches Museum ÄS 5978).
Schließlich taucht Senneferi auch als Besitzer einer Kapelle in Gebel es-Silsilah auf (Kapelle Nr. 13).
Keines dieser Denkmäler enthält jedoch eine Datumsangabe und ist somit für die Datierung von Senneferi verwendbar.
Lediglich in einem Papyrus (Louvre E2336, zitiert nach Helck, GM 43, 1981) aus dem Jahr 32 Thutmosis III. ist Senneferi erwähnt und somit ein Datum für ihn festgehalten.
Zur Datierung wird auch gelegentlich die Kapelle Nr. 13 in Gebel es-Silsilah herangezogen. Im 2. Register des Türsturzes findet sich der Thronname von Thutmosis III, Men-kheper-Ra, - allerdings sind die Kartuschen eindeutig verändert worden. Der ursprüngliche Name ist in der linken Kartusche noch gut erkennbar - Maat-ka-Ra (Hatschepsut). Dies könnte all frühester Beleg für Senneferi interpretiert werden.
Diesem Vorschlag widerspricht jedoch Helck (GM 43, 1981) eindeutig. In der Regierungszeit der Hatschepsut sind nacheinander als "Schatzmeister" (jmj-rA sDAwt) belegt: Nehesj (Expedition nach Punt; Eigner der Kapelle 14 in Gebel es-Silsilah) und Ty oder Tai (&Aj) der noch durch eine Inschrift auf dem Sinai bis zum Jahr 25 Thutmosis III. belegt ist. Senneferi und Tai müssten demnach nebeneinander als "Schatzmeister" amtiert haben.
Nach Helck ist ein solches Nebeneinander von Schatzmeistern nirgends belegt. Da Ty bis zum Jahr 25, Senniferi aber im Papyrus (Louvre E2336, zitiert nach Helck, GM 43, 1981) im Jahr 32 Thutmosis III. belegt ist, ist für Helck Senneferi eindeutig der Nachfolger des Ty.
Er vermutet daher, dass Senneferi nicht der Erbauer der Kapelle 13 in Gebel es-Silsilah gewesen ist, sondern eine herrenlose Kapelle während der Alleinherrschaft von Thutmosis III. übernommen hat.
Weiterhin weist Helck darauf hin, dass die Kapelle Nr. 13 die einzige ist, an der der Name der Hatschepsut nicht nur getilgt, sondern auch durch den des Thutmosis III. ersetzt wurden - an allen anderen Kapellen, die aus der Zeit der Hatschepsut stammen, wurde ihr Name lediglich getilgt. Die Ersetzung des Namens der Hatschepsut durch den des Thutmosis III. ist somit ein singuläre Ereignis im Vergleich zu den anderen 8 Kapellen.

Senneferi sollte aufgrund der Überlegungen von Helck somit als Zeitgenosse von Thutmosis III. betrachtet werden, ein frühe Datierung in die Zeit der Hatschepsut aufgrund der Änderungen in der Kapelle 13 in Gebel es-Silsilah erscheint nicht haltbar.

Hockerstatue des Senneferi, Britisches Museum, London, EA 48:

Höhe: ca. 90 cm

Als wichtiger Beamter hatte Senneferi offensichtlich Zugriff auf bedeutende Ressourcen. So konnte der erstklassige Handwerker beauftragen, eine sehr schöne Hockerstatue zu erstellen - eine der schönsten, die erhalten geblieben ist. Bei dem Typ der Hockerstatuen werden nur Gesicht und Hände individuell ausgestaltet.
Daher stehen bei diesem Statuentyp große Flächen für die Anbringung von Inschriften zur Verfügung. Der Text auf dieser Statue lässt sich in zwei Teile gliedern:
1. eine Opferformel zugunsten des Senneferi, an deren Ende er auch die Namen seiner Eltern nennt.
2. im 2. Teil verheißt sich Senneferi das Los eines seligen Toten.
 

Mehrere Grabkegel von Senneferi wurden in seinem Grab gefunden. Wie bei derartigen Objekten üblich, wurde kein Kegel in situ gefunden. Das Foto unten zeigt einen der Grabkegel, der sich heute im British Museum befindet. Dieses Exemplar ist knapp hinter der  beschrifteten Fläche abgebrochen.
 


Grabkegel des Senneferi, BM, EA 62873

 

Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)