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Luxor-Tempel |
last update:
26.02.2010
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Grundriss von Luxor-Tempel (nach Porter & Moss, Bd.
II; Plan XXIX - XXXIIb) |
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A |
Haupttempel (Amenhotep III.) |
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B |
Peristyl (Sonnenhof des Amenhotep III.) |
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C |
Große Kolonnade (Amenhotep III.) |
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D |
Säulenhof des Ramses II. |
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E |
Vorhof des Nectanebos |
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F |
Allee der menschenköpfigen Sphingen
(Prozessionsweg zum Karnak-Tempel) |
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G |
Haus der Isis (Serapis-Tempel) |
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H |
Dreifach-Barkenschrein von Ramses II. (mit
wiederverwendeten Bauteilen eines Sanktuars von Hatschepsut) |
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I |
Tiefreliefs mit mehreren Söhnen des Ramses II., links davon
zeigt ein Relief die Frontansicht des Pylon |
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J |
römisches Kastell (zieht sich um den gesamten Tempel, hier sind nur
ein Teil der Befestigungsmauern und der Innenhöfe eingezeichnet) |
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K |
Prozessionsweg zum Nil (von Ramses II. ausgerichtet auf das Ramesseum) |
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L-M |
Prozessionswege |
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I |
Sanktuar |
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II |
Halle der Krönung |
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III |
Halle des Eingangs ins Duat (teilweise
zerstört) |
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IV |
Opferhalle |
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V |
Sanktuar |
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VI |
Barkensanktuar (ursprünglicher
Barkenschrein ersetzt durch einen Neubau von Alexander dem Großen) |
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VII |
Sanktuar |
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VIII |
Halle des vergöttlichten Königs |
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IX |
Geburtshalle (sehr beschädigt) |
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XII |
Halle der Sonnenfahrt |
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XX |
Barkenschrein für Mut (links davon ist der
Barkenschrein für Khons, auf der anderen Seite der Erscheinungshalle
ist der Barkenschrein für Amun-Ra; rechts von der westlichen Kapelle
war ein Treppenaufgang zum Dach) |
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Der Luxor-Tempel (= Ip.t-rsj.t) gehört zu den wenigen Tempeln, die parallel
zum Nil gebaut wurden (achsengleich findet man in Theben-Ost diese
Ausrichtung noch beim Mut- und beim Month-Tempel - alle drei
öffnen sich nach Norden - sowie noch beim Tempel des Khons - der sich
nach Süden öffnet; unter den anderen Tempeln Ägyptens findet man eine
parallele Ausrichtung noch beim Tempel des Horus von Edfu, der sich nach
Süden hin öffnet). |
Vom zentralen Heiligtum im Süden über die große
Kolonnade bis zum Hof Ramses II. wurde Luxor-Tempel von Amenhotep
III. in drei Bauphasen errichtet - wahrscheinlich konnte er aber
den Tempel weder fertig stellen noch abschließend dekorieren (dies
erfolgte wohl erst im Zuge der Restauration der Nach-Amarna-Zeit unter den
Pharaonen Tutankhamun bis Sethi I.). |
Mit hoher Wahrscheinlich hat an der Stelle des zentralen Heiligtums
schon ein älterer Tempel gestanden, der seit der Zeit der Hatschepsut ist dieser
Tempel zum ersten Male als Endstation des Opet-Festes bekannt. Hier muss somit
ein Tempel während oder vor der Regierungszeit der Hatschepsut errichtet
worden sein - möglicherweise schon im Mittleren Reich, der dann von Amenhotep
III. offensichtlich beseitigt wurde. Hinweise auf Bautätigkeiten der
Hatschepsut in der zentralen Tempelanlage wurden bisher nicht gefunden. |
Die Inschriften der Rote
Kapelle berichten jedoch, dass Hatschepsut insgesamt 6 Barkenstationen
(Barkenschreine = Stationsheiligtum) zwischen Karnak- und Luxor-Tempel erbauen
ließ. Von diesen 6 Barkenstationen fanden sich die Reste der ersten beim Tempel
der Mut bzw. gegenüber vom Tempel des Kamutef. Die sechste
dieser Barkenstationen dürfte vermutlich in der Nähe des heutigen Pylons
errichtet worden sein. |
Diese als Stationsheiligtum für die Barke des Amun errichtete Kapelle
wurde später von Thutmosis III. usurpiert. Dies belegt ein Block, der sich heute als Architrav der mittleren, dem Amun geweihten Kapelle
des Triple-Shrines wiederfindet und lt. Bell (1986) die volle Titulatur
Thutmosis III. zeigt . |
Ramses II. ergänzte die Tempelanlage durch
seinen schräg angesetzten Säulenhof samt Pylon und einer neuen Verbindung zum
Nil (wir wissen aufgrund der Darstellung
des Opet-Festes im Kolonnadenhof, dass spätestens seit Tutankhamun der Festzug beide Wege vom Karnak-Tempel zum Luxor-Tempel und zurück auf dem Nil zurücklegte -
daher muss es bereits zu dieser Zeit eine Verbindungsstraße zum Nil
gegeben haben). Die schräge Ausrichtung des ramessidischen Bauteils
erklärt sich aus dem Verlauf der vom Karnak-Tempel herankommenden Prozessionsstrasse
(F) - diese traf ursprünglich genau den Eingang des Tempels an dem nördlichen
Tor zum Kolonnadenhof des Amenhotep III. Hätte Ramses II. seinen
Säulenhof und den Pylon "gerade" vor den Kolonnadenhof
gesetzt, dann hätte der Eingang im Pylon zu weit westlich - zum Nil hin
- gelegen, während der Prozessionsweg blind vor dem östlichen Flügel des Pylon geendet
hätte. |
Durch den Anbau verlegt Ramses II. außerdem den Haupteingang
auf die Nilseite und baut dabei wohl diesen Teil des Prozessionsweges zum Nil
(K) so aus, dass der neue Eingang und die Achse dieses Wegteiles genau auf
seinen Tempel, dem Ramesseum, ausgerichtet sind. Entsprechend beginnt
die Dekoration im Hof des Ramses II. auch nicht am Tor des Pylonen,
sondern hier am neuen Eingang, dem westlichen Tor. Der von Ramses II. auf dem
Prozessionsweg nach Karnak errichtete Pylon ist daher nur als
korrespondierendes Bauelement zu den Pylonen des Karnak-Tempels zu
verstehen. |
Alle weiteren Anbauten stammen aus späterer Zeit - wie
z. B. die Sphingen-Allee (30. Dynastie). |
Direkt vor der Innenseite des Westflügels des von Ramses II.
errichteten Pylons findet man im Kolonnadenhof drei Barkenschreine für die
Triade von Theben, Amun, Mut und Khons, deren Barken hier während der
Prozession von Karnak-Tempel zum Luxor-Tempel anlässlich des
Opet-Festes Station machten. |
Dieser Dreifach-Barkenschrein (engl. Triple Shrine) war in der
ursprünglichen Planung von Ramses II. nicht vorgesehen, wie mehrere
architektonische Details an den letzten drei Säulen der inneren westlichen
Säulenreihe jedoch belegen, wurde der Bauplan noch vor der
Fertigstellung der umlaufenden Säulenreihen des Hofes geändert.
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Die drittletzte Säule dieser Reihe ist noch vollständig
dekoriert worden (siehe folgende Abbildung). Das zur Innenseite des Hofes gelegene Bildfeld
zeigt Ramses II. vor dem inthronisierten Amun-Ra, darunter das Dekorationsband
mit dem Namen des Ramses II. Ein Teil des Bildfeldes und das Dekorationsband wurden später
zerstört, als der Säulenschaft teilweise ausgehöhlt wurde, um Platz für die
westlichste Rosengranit-Säule des Portikus des Triple Shrines zu schaffen.
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Die zweitletzte Säule ist bereits Teil der Westwand des Triple
Shrines (i.e. der Kapelle der Mut). Sie wurde teilweise geformt und das untere
Dekorationsband begonnen
(siehe unten linkes Bild), dann aber nicht weiter bearbeitet, sondern in die
Wand integriert (wie das rechte Bild der Rückseite zeigt). |
Die letzte Säule
wurde gar nicht mehr abgerundet, sondern gleich in die Westwand der Kapelle der
Mut integriert. |
Barkenschrein mit drei Kapellen für die Triade
von Theben (von links): Mut, Amun, Khons |
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Ramses II. errichtete bei seiner Erweiterung des Luxor-Tempels die Barkenschreine an der Südwand des westlichen Flügels
des Pylonen,
wobei er einige Blöcke und die Säulen aus Rosengranit aus einer
Barkenstation der Hatschepsut wieder verwendete. Wahrscheinlich stand diese nicht weit entfernt
von dem jetzigen Ort. Die Säulen mit
geschlossenen Papyrusbündelkapitellen (das Foto links zeigt die
äußere Säule neben der Kapelle des Khons) sollen in primitiven
Inschriften den Namen der Hatschepsut tragen
(Bell, L. D., 1986).
Ein besonders interessanter Sandsteinblock liegt noch heute auf dem Boden der
zentralen Kapelle des Amun (Foto unten). An diesem erkennt man, dass die Namen und Beinamen
von Amun-Ra, die dort zuerst eingemeißelt worden waren, in der Amarna-Epoche
ausgelöscht worden sind, und in der Folge wieder restauriert wurden.
Dieser Block wurde schon einmal vor 50 Jahren beschrieben, galt aber Sockel einer
Statue -: ein Dekor-Fragment, das unter dem Boden der Kapelle der
Mut wiedergefunden wurde, sollte zusammen mit dem Block bewertet werden. |
Der Block zeigt eine Reihe männlicher Figuren, die jeweils auf einem Korb
knien. Es handelt sich um
"Pa´et"-Leute bei der Anbetung Amuns. Dieses Fragment war Teil
der VI. Barkenstation der Hatschepsut entlang des Prozessionsweges nach
Luxor-Tempel. Nach Bell (1998) sind diese "Pa´et"-Leute wohl das
mythologische Gegenstück für den elitären Teil der Bevölkerung, ursprünglich
wohl Mitglieder der königlichen Familie.
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Die beiden Fotos oben zeigen die Inschriften auf den
Säulen aus Rosengranit. Die linke Inschrift wurde von Ramses II. nach
dem Neuaufbau der Barkenschreine angebracht, sie ist dementsprechend auf
der Vorderseite der Säulen zu finden. Die rechte Inschrift stammt von
der Rückseite der oben gezeigten rechten Säule vor der Kapelle des
Khons.
Beide Inschriften zeigen - mit kleinen Unterschieden - in drei Registern
von links nach rechts die Titulatur von Ramses II. (Geburts-, Thron- und
Horus-Name). Besonders interessant ist das 4. Register, der Text lautet (mit
geringfügigen Unterschieden in der Schreibweise) auf der linken
Abbildung:
"Jmn-Ra nb nswt tAwj Hntj ipt=f mrj"
= Geliebt von Amun-Ra, Herr der Throne der Beiden Länder, Vorderster
seines Ipet"
Auf der rechten Abbildung steht dagegen am Ende des Textes die
weibliche
Form des "geliebt von .." (mrj.t):
"Jmn-Ra nb nswt tAwj Hntj ipt=f mrj.t"
= Geliebt von Amun-Ra, Herr der Throne der Beiden Länder, Vorderster
seines Ipet"
Wie die Kartuschen zeigen, wurde die Inschrift von Ramses II
usurpiert, war aber ursprünglich einem weiblichen Pharao
gewidmet - wie aus dem unterem Teil des rechten Registers hervorgeht
(s. a. Habachi, 1965)
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Eine genauere Inspektion der Barkenschreine förderte neben den
bereits erwähnten Teilen (Architrav, Säulen) kürzlich
weitere 19 neue Fragmente der Hatschepsut zutage, die in den oberen
Mauerteilen der Kapellen des Amun und der Mut verbaut worden waren.
Der Hinweis auf Hatschepsut ergab sich aus der Verwendung der weiblichen
Form bei der Bezeichnung des Herrschers. Ramses II. ließ die
Barkenschreine abbauen und die wieder verwendeten Blöcke in den
neu errichteten Kapellen um 90° gedreht so verbauen, dass
die Reliefs im Mauerinneren verborgen waren und die undekorierten
Seiten für ihn neu beschrieben werden konnten. |
Zur ursprünglichen Dekoration der Barkenschreine gehörten
mindestens 3 Register (die Symmetrie lässt ein viertes vermuten), auf denen
kniende Personen und mehrere Vögel bei der Anbetung des Amun-Ra
dargestellt waren,
angeordnet um das Symbol der Vereinigung von Ober- und Unterägypten.
Die mythologischen Wesen, die hier als "rekhyet"-Vögel und als
"Pa´et"-Leute dargestellt sind, repräsentieren wohl die
zwei Aspekte der ägyptischen Bevölkerung, die man annähernd übersetzen
könnte - obwohl die Begriffe unsauber sind - mit den bekannteren Namen
"Plebejer und Patrizier" (Bell 1986, 1998). |
Darüber hinaus fand man dreimal unterhalb von Blöcken,
die das Symbol der Reichseinigung zeigen, eine Liste der "Neunbogen-Völker",
dem traditionell vom Pharao beherrschten Erdkreis.
Es ist die erste uns bekannte Darstellung der "Neunbogen-Völker"
und birgt zudem eine große Überraschung, denn in der Liste wird zweimal der Name der
"Shosu" genannt, eines Beduinenstammes aus Südpalästina.
Die Liste berichtet auch von der erneuten Festigung der Herrschaft über das Land der
"Retenu", sowie über ein weiteres Land, das aber unglücklicherweise
nicht mehr zu identifizieren ist. Diese Darstellungen bestätigen damit die schon früher
gemachten Vermutungen über militärische Unternehmungen in Syrien-Palästina
zur Zeit der Hatschepsut (Bell, L. D., ibid.). |
Wie oben gesagt, benutzte Ramses II. Teile des
ursprünglich von Hatschepsut errichteten Stationsheiligtums. Auch der Bauplan muss beim Neubau geändert worden sein, denn alle Barkensanktuare zur
Zeit der Hatschepsut waren vermutlich "Durchgangsbauten" (vgl. die Rote
Kapelle), in denen die Götterbarke auf der einen Seite hinein und
auf der anderen heraus getragen werden konnte. Die hier errichteten Kapellen sind jedoch
"Sackgassen". |
Aus kultischer Sicht ergibt sich daraus ein
"Problem", da der Pharao ja nicht hinter dem Gott - bzw. dessen
Standbild auf der Barke - opfern kann. Dieses "Problem" wird in
der Kapelle des Amun - und nur in dieser, nicht in den Nachbarkapellen -
dadurch gelöst, dass die Rückwand der Kapelle eine Scheintür
darstellt, durch die Pharao jederzeit vor den Gott treten kann, um zu
opfern. Gleichzeitig sind am Ende beider Seitenwände kleine Kammern
rechts und links in die Wände eingelassen. In beiden Kammern standen
Holzstatuen von Ramses II., die es ihm ebenfalls ermöglichten, um die
Statue des Gottes opfernd "herumzugehen". |
Oben eine Zeichnung der Kapelle des Amun aus Schwaller de
Lubicz (1998) - die Zeichnung gibt die Frontansicht der Kapelle mit den
beiden begrenzenden Säulen, das Eingangsportal und die Rückwand mit
der Scheintür wieder. Die Scheintür hat die eher seltene Form einer
Mittelstützen-Scheintür, rechts und links davon erkennt man 2
Djed-Pfeiler mit Widderkopf und Sonnenscheibe, die scheinbar den
Architrav über der Scheintür tragen. Die Stäbe stellen den Ka des
Gottes dar! |
Die heutige Ansicht der Mittelstützen-Scheintür. Man
erkennt noch relativ gut die beiden Stäbe bzw. Djed-Pfeiler rechts und links,
jeder gekrönt von einem Widderkopf mit Sonnenscheibe - den Rest muss man erraten. Vorne
links der oben gezeigte Block mit den
"Pa´et"-Leuten. |
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Die Funde in den Barkenschreinen werfen auch ein neues Licht
auf eine Granitstatue in osirider Form (Darstellung der Person als
Verstorbener). Diese Statue befindet sich heute im Garten vor dem Museum in Luxor (links).
Diese Statue ist mit der Kartusche von Ramses II. beschriftet, stellt aber
wahrscheinlich Hatschepsut dar.
Es wird vermutet, dass diese wohl ursprünglich vor den
Barkenschreinen gestanden hat.
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