Useramun - TT61

last update: 14.04.2010


Grundriss von TT61 (aus: Kampp, F., Die Thebanische Nekropole. Mainz 1996; modifiziert)


Oben heutiger Eingang zu TT61 (Foto: E. Noppes). Das Grab ist für Besucher nicht zugänglich. Vorne links die moderne Einfassung des Grabschachtes.
Unten Passage zur Kapelle (Foto: E. Noppes).


Das Grab TT61 des User besteht aus einem oberem Teil mit Vorhof, Korridor (= Längshalle) und abschließender Kultkammer, die horizontal aus dem Gestein geschlagen wurden. In den Vorhof, wenige Meter südlich des Einganges zum Korridor, wurde die Bestattungsanlage mit senkrechtem Schacht, Gang, und Grabkammer in die Tiefe des Gesteins gearbeitet (siehe: Dziobek, E., Gräber des Wesirs User-Amun Theben Nr. 61 u 131. Mainz 1994).  Der Vorhof ist heute sehr klein, da ein Teil der ursprünglichen Terrasse abgerutscht ist. Der Eingang zum Schacht der Bestattungsanlage ist heute modern eingefasst (siehe oben).
Die Fassade der oberirdischen Anlage war in der Antike hell verputzt, angesichts des bröseligen Konglomeratgesteins im oberen Bereich der Fassade musste bereits in der Antike geflickt werden. Den oberen Abschluss der Fassade bilden Reste einer Aufmauerung aus Kalksteinblöcken, in der möglicherweise Friesziegel eingelassen worden waren. Hinweise auf einen Oberbau fanden sich jedoch nicht, die Aufmauerung dürfte vermutlich nur zu einer Begradigung der oberen Fassadenkante gedient haben.
Der Eingang ist ca. 2 m breit und war ursprünglich etwa 3.2 m hoch. Durch die neuzeitliche Umgestaltung (Einbau einer Treppe und einer Eisentür) wird der ursprüngliche Eindruck des Einganges zerstört.

Der Korridor (L: 19 m, B: 1.8 m, H: 3 m) und die Kultkammer sind eine Grabanlage aus dem Mittleren Reich (MR), die jedoch nicht vollendet wurde. Bei Bau im MR wurde ein Grabschacht 6.5 - 8 m hinter dem Eingang begonnen, aber bei einer Tiefe von einem halben m wieder aufgegeben. Der Boden des Korridors steigt langsam zur Kultkammer hin an. Der Korridor zeigt keine baulichen Besonderheiten und schließt mit einem verengten Durchgang zur Kapelle.
Die Kultkammer verfügt rechts und links über je eine "Bank" (= Mastaba), die vermutlich zur ursprünglichen geplanten Anlage aus dem MR gehören und von User übernommen worden. Die Bänke sind 1.6 m hoch, aber unterschiedlich tief (die nördliche 1m, die südliche 1.5 m). Bedingt durch die beiden Bänke unterscheiden sich Grundfläche (3 x 4 m) und Deckenfläche (5.6 x 4 m) der 3.5 m hohen Kammer.
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In der Rückwand (Westwand) der Kammer befindet sich eine höher gelegene Nische. Die Nische beginnt ca. 50 cm über dem Boden der Kammer, ist ca. 2 m hoch, 1.4 m breit, und 2 m tief. Unter der Decke ist an der Rückwand eine Bosse stehengeblieben, die etwa 50 cm tief ist. Dziobek vermutet, dass diese Nische für eine Statue des Verstorbenen vorgesehen war.
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Von der Dekoration im Korridor (Längshalle) und in der Kultkammer sind nur wenige Reste erhalten. Die Zerstörungen sind vor allem eine Folge des schlechten Gesteinsqualität, Beschädigungen während der Amarna-Zeit, und von Raub-Zerstörungen, die zum Teil bereits in der Antike erfolgen. Die schlechte Gesteinsqualität erforderte die Aufbringung von Mörtel- und Stuckschichten, ohne die ein Farbauftrag auf die Wände nicht möglich war. Erschütterungen durch gelegentliche Erdbeben dürften für einen Grossteil der heruntergefallenen Dekoration verantwortlich sein. Dennoch konnte Dziobek (1994) noch einige Szenen identifizieren.
Von der 19 m langen Südwand des Korridors (Längshalle) sind auf der östlichen Hälfte keine Reste der einstmals angebrachten Szenen erhalten. Dennoch zeigten Reste einer ca. 60 cm hohen Sockelbemalung und eines Kheker-Frieses, das auch dieser Teil dekoriert worden war.
In der Mitte der Wand, beginnend nach etwa 6-7 m, konnte Dziobek anhand der Dekorationsreste Szenen des Bestattungsrituals identifizieren. Etwa 13 m entfernt vom Eingang schließen die Szenen mit einer Darstellung der Westgöttin. Die restlichen 5-6 Meter der Südwand nach Westen waren sicher auch dekoriert, erhalten ist jedoch nichts außer Sockelbemalung und Kheker-Fries.
Die Nordwand es Korridors ist ebenso zerstört wie die Südwand. Auf der östlichen Seite bis etwa 13 m vom Eingang vermutete Dziobek aufgrund der erhaltenen Reste die Darstellung eines Totenmahls, zu dem drei Köpfe von Männern gehören, die nach links (Westen) blicken. Die Köpfe von zwei weiteren Männern, die nach Osten schauen, gehören nach seiner Vermutung zu einer Darstellung, die das Herbeibringen von Grabbeigaben gezeigt haben könnte.
Auf der westlichen Seite sind etwas mehr Fragmente erhalten, aber auch hier lassen sich weder die Zahl der Register sicher ermitteln, noch die Szenen eindeutig identifizieren. Dziobek glaubte eine Opferszene mit Gästen vor den Eltern des Grabinhabers zu erkennen. Etwa 2.5 m weiter westlich fanden sich fast unleserliche Fragmente einer Opferliste.
Nur geringe Reste sind von der Deckendekoration erhalten geblieben. Die Dekoration bestand aus drei Inschriftenbändern, zwischen denen ein Schachbrettmuster aufgebracht worden war, dessen Vierecke abwechselnd mit Rosetten auf weißem Grund und mit Spiralmustern auf gelben Grund gefüllt waren.
Auf den Textbändern wurden die Hieroglyphen auf gelben Grund aufgetragen, ihre Füße weisen alle nach Westen. Bei den beiden äußeren Bändern blicken die Zeichen jeweils zum Inschriftenband in der Mitte der Decke, die Schriftzeichen im mittleren Band blicken laut Dziobek nach links.

Der 80 cm hohe und 170 cm breite Architrav über den Durchgang zur Kultkammer war mit Sicherheit verputzt und wohl auch dekoriert worden, Reste einer Hieroglyphe sind noch erkennbar.

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Inschrift:
sS xtmtj-nTr n jmn wsr mAa-xrw sA jmj-rA njwt TAtj jmjrA Hwt aAt 6 aAmTw mAa-xrw

Schreiber, Siegelbewahrer des Gottes Amun,  User, gerechtfertigt, Sohn des Stadtvorstehers und Wesirs, Aufseher über die 6 Grossen Häuser, Aametju, gerechtfertigt.

Grabkegel des Useramun aus TT61; Macadam Nr. 370;
Ø ca. 5.2 cm
 
Inschrift:
rmn n jmn m Xnt=f jmj-xt n kA-mwt=f wsr sA jmj-rA njwt TAtj aAmTw [...] mAa-xrw

Träger des Amun bei seiner Prozession, Gefolgsmann des Kamutef, User, Sohn des Stadtvorstehers und Wesirs, Aametju [...], gerechtfertigt.

Grabkegel des Useramum aus TT61; Macadam Nr. 358;
Ø ca. 5.4cm
 


Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)