Antef

last update: 03.01.2010

Historische Daten

Name Titel   Herkunft Grabanlage
Antef
Jntf
Erbprinz, Graf, Träger des königl. Siegels, Einziger Freund (des Königs), Leiter der Oasen, Gaufürst, Großer Herold (1. Sprecher) des Königs,
Scheunenvorsteher, 
  ? TT155, 

Dra Abu el-Naga

Gemahlin: Name nicht bekannt        
Eltern:        
Vater: unbekannt        
Mutter: unbekannt        
Brüder:        
Ahmose königlicher Schreiber, Aufseher über das Hornvieh, Huftiere, Federvieh, Waagen, Zähler der Brote von Ober- und Unterägypten      
Schwestern:        
keine bekannt        
Kinder:        
Söhne: Teti (Schreiber), Amenw....      

Das Grab TT155 des Grossen Herold der Königin, Antef, liegt im nördlichen Teil von Dra Abu el-Naga. Das Grab, das heute ein vollständige Ruine ist, muss im Altertum einen prächtigen Eindruck gemacht haben. Wie zahlreiche andere Gräber dieser Zeit hat der erste Raum eine Reihe von Pfeilern anstelle einer soliden Abschlussmauer (s. a. Grundriss unten). Hinter dem ersten Raum folgt ein langer Gang der in einem weiteren Raum mündet. An der Rückseite dieses Raumes schließt sich eine große Nische für Statuen an. 

Das Grab wurde komplett aus dem Fels geschlagen, die Wände waren verputzt. Mit Ausnahme an den Türseiten zu der Nische wurden keine Hinweise auf Steinarbeiten gefunden.

Heute sind von den Pfeilern nur noch Stümpfe übrig und die Rückwand des ersten Raumes, die über lange Jahre frei lag, ist abgetragen oder herunter gebrochen, bis auf den unteren Teil.



Grundriss von TT155 aus Säve-Söderberg (1957)


Auf den Pfeilern sind kaum noch Reste der Dekoration vorhanden, eine Beschreibung der wenig imponierenden Reste findet sich bei Säve-Söderberg (1957). 
An den Seitenwänden der Halle fand sich jeweils eine Stele in den Putz hineingearbeitet, von der südlichen ist nichts mehr vorhanden, von der nördlichen (oberhalb der Position XIXF) nur noch der untere Teil einer Scheintür mit "sem"-Priestern auf beiden Seiten. Diese Scheintür hatte eine Stufe und fünf zurücktretende Türpfosten, auf denen Teile des Namens des Antef erhalten geblieben sind. Die Tatsache, dass diese Abbilder und der Name Amuns auf einem der Pfeiler die Amarna-Periode überstanden haben, zwingt zu der Vermutung, dass das Grab schon vor dieser Zeit unzugänglich oder schwer beschädigt war.
Weitere Fragmente zeigen die üblichen Opferformeln und eine den Titel Antefs (wHm tpj n nswt = Erster Herold des Königs).

Die Szenen auf der linken Rückwand der Halle (Position XI - XIII) befassen sich mit seinem offiziellen Leben, wie es auch in der Autobiographie der Louvre-Stele beschrieben ist (siehe Foto unten). Der Grosse Herold verfasste Berichte für den König, führte Besucher (Gesandte) vor den Thron, machte königliche Befehle bekannt und agierte als General-Quartiermeister bei Feldzügen. Darüber hinaus war der Grosse Herold auch für Berechnung oder Erhebung von Steuern (über Beamte, Bürgermeister, und der Leiter der Bezirke) zuständig - m. a. W. er war der "oberste Steuereintreiber".
Antefs Beschäftigung mit der Steuererhebung in Ägypten ist u. a. auf den folgenden Zeichnungen von Säve-Söderberg (1957) festgehalten, die die linke Rückwand der Halle zeigen. Eine der Szenen zeigt ihn bei der Inspektion der Abgaben zusammen mit seinem Bruder Ahmose (vor ihm stehend) und eine weitere nochmals mit Ahmose und seinem geliebten Sohn, dem königlichen Schreiber, Teti. Weitere Abbildungen zeigen Antef bei der Anlieferung von Tribut u. a. aus "Kheftiu" (= Kreta)


Die rechte Seite der Rückwand der Halle (Position XIV, XV) zeigt Antef beim "Sport" im den Marschen. Man sieht ihn beim Speeren von Fischen, bei der Jagd auf Vögel mit dem Wurfholz (obere Teil der folgenden Zeichnungen) und beim Harpunieren eines Nilpferdes (unterer Teil). Die Wanddekoration war aber schon zu Zeiten Säve-Söderbergs so zerstört, dass er bei seiner Beschreibung des Grabes (1957) auf Illustrationen von früheren Besuchern zurückgreifen musste.

Die Zeichnung zeigt rechts stehend Antef bei der Jagd mit dem Wurfholz auf Wasservögel, links vor ihm am Bug des Bootes steht vermutlich seine Gemahlin, eine Lotusblüte haltend. Hinter ihm sind zwei Begleiter dargestellt, einer davon, ein weiteres Wurfholz haltend, ist sein "geliebter Sohn, Amenw...".
Unterhalb des Buges ist ein Krokodil dargestellt, dass gerade einen Fisch verschluckt - ein eher seltenes Motiv in vergleichbaren Darstellungen (vergl. Grab des Menna).

Auch die Szene in der Antef ein Nilpferd harpuniert ist eher selten in den thebanischen Gräbern. Säve-Söderberg hat eine eigene Untersuchung über die Bedeutung der Nilpferdjagd, die in nur 10 Privatgräbern auftaucht, publiziert (1957). Seiner Ansicht nach leiten sich diese Darstellungen von Vorläufern aus dem Alten Reich ab, in denen der König selber der Hauptakteur war. Das Harpunieren des Nilpferdes symbolisierte den Sieg des Königs und des Gottes (was in diesem Falle wohl dasselbe ist) über alles Böse. Alle thebanischen Gräber, in denen diese Szene gefunden wurde, stammen aus den Regierungsjahren der Hatschepsut, Thutmosis III. und möglicherweise eines aus den Anfangsjahren des Amenhotep II.

Der Gang zum inneren Raum zeigt den Verstorbenen bei der Verehrung des Horus-Namens, Reste der Darstellung der Beerdigungsprozession inklusive der rituellen Reinigung der Mumie, bei Jagdszenen und die Anlieferung von Rinder (?), Vögeln, und weiteren Produkten aus dem Marschland.

Unter den Darstellungen des Ganges ist zwei besonders interessant. Die Darstellung (siehe folgende Zeichnung; Position XVIIIA und B) zeigt Antef, nach draussen schauend, vor einer Art "Pavillon" stehend. Der untere Teil dieses "Pavillons" ist mit der "Vereinigung der Beiden Länder" dekoriert, wobei auf der nördlichen Einfassung (XVIIIA) zwei Asiaten und auf der südlichen zwei Nubier an das Zeichen "gefesselt" sind (siehe unten).

Vor Antef ist ein Teil des Textes erhalten geblieben, der lautet. "Horus auf ihrem Throne im Palast aus Gold". Der "Pavillon" dürfte wohl den "Palast aus Gold" dargestellt haben, aber von wesentlich größerem Interesse ist, dass der angesprochene Herrscher aufgrund der weiblichen Endung nur Hatschepsut gewesen sein kann. Das würde darauf hindeuten, dass das Grab des Antef in der Regierungszeit der Hatschepsut begonnen und wahrscheinlich unter Thutmosis III. beendet wurde.

Von der Dekoration der inneren Kammer ist praktisch nicht erhalten geblieben, ein paar Fragmente in situ lassen keine größeren Aussagen zu. Daher finden sich außer Hinweise auf Fragmente keine Aussagen von Säve-Söderberg oder im Porter&Moss.


Stele des Antef aus TT155, heute im Louvre, Objekt C26; Kalkstein, Höhe: 125 cm, Breite: 120 cm; der Aufstellungsort der Stele im Grab ist nicht bekannt. 

Die Stele zeigt im oberen Teil links den Sohn, Teti, und rechts den Bruder. Ahmose, kniend vor dem doppelt dargestellten Verstorbenen. Nach einem langen "Appell an die Nachwelt" folgt ein autobiographischer Text, der die Titel und Ämter bestätigt, die im Grabe aufgeführt wurden.

Grabkegel des Antef; Quelle; Petrie Museum, London, UC37602
 

Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)