Senenmut

last update: 16.01.2007

Historische Daten

Name Titel   Herkunft Grabanlage
Senenmut
¤n-n-mwt
Titel: Domänenvorsteher des Amun, etc.

siehe auch
"Titel des Senenmut"

Einsetzungstermin unklar;
letzter Beleg aus dem Jahr 16  (Jahr der Aufstellung des 2. Obeliskenpaares) 
Armant
(Iuni)

 

Gräber:
TT71; TT353
Name zerstört
         
Eltern        
Vater:
Ramose
Ra-ms
Titel:
sab (zAb)
(Würdiger, Senior)
   

Grab: Scheich abd el-Qurna

Mutter: Hatnefret
@At-nfrt
Titel:
nebet-per (nbt-pr)
(Herrin des Hauses)
    Grab: Scheich abd el-Qurna
Großmutter:        
Sat-Djehuty   belegt auf einem Mumien-Papyrus der Hatnefret, gefunden zwischen ihren Mumienbandagen    
Brüder:        
Amenemhet Titel: Priester der Barke des Amun      
Min-hotep Titel: Amun-Priester      
Pairi Titel: Aufseher der Rinder      
Schwestern:        
Ah-hotep        
Nofret-hor        

Unter den Personen, die während der Herrschaft der Hatschepsut dienten und Karriere machten, ist Senenmut gewiss der Bekannteste. Senenmut, der Name ¤n-n-mwt  bedeutet "Bruder der Mutter", ist uns durch seine Grabanlagen TT71 und TT353  sowie durch eine ungewöhnlich große Zahl von Denkmälern, Ostraka und anderen Kleinfunden bekannt. Nur im Alten Reich gibt es einige wenige Privatpersonen, die eine ähnlich große Anzahl von Statuen hinterlassen haben, aber vor und nach Senenmut gibt es keine weitere Privatperson, die für sich eine solche Fülle von Monumenten erstellen durfte, was sicherlich als ein Ausdruck der Wertschätzung seiner Person durch Hatschepsut zu bewerten ist.
Sein Aufstieg aus bescheidenen (?) Verhältnissen zum wohl bedeutendsten Staatsbeamten unter Hatschepsut und sein Verschwinden in den letzten Jahren ihrer Herrschaft waren Anlass für zahlreiche Spekulationen, die sich ebenso auf seinen Charakter wie auf sein Verhältnis zu Hatschepsut selbst erstreckten.

Herkunft
Häufig wird behauptet, Senenmut stamme aus einfachen Verhältnissen. Diese Vermutung beruht vor allem auf der bescheidenen Grabanlage seiner Eltern. Das Grab wurde 1935/1936 unversehrt unter der Terrasse gefunden, die vor dem Vorhof von Senenmuts Grabanlage (TT71) in Scheich Abd el-Qurna aufgeschüttet wurde. Das Grab der Eltern besteht aus einer einfachen Kammer (2.9x2.5x1.3 m) und enthielt zwei anthropoide Särge, die mit den Namen und Titeln der Eltern beschriftet waren. In dem Grab fanden sich außerdem zwei weitere, unbeschriftete Särge.

Der Titel "Würdiger" (zAb) für seinen Vater Ramose, die nur im ersten Grab TT71 belegt ist, hat keine besondere  Bedeutung und wurde - nach Tyldesley (1996) - wohl für die Ehrung aller Verstorbenen verwendet. Ramose könnte demnach durchaus ein Bauer gewesen sein, denn sonst hätte er sich sicherlich mit einem Titel schmücken können.
Auch der Titel seiner Mutter Hatnefret - Herrin des Hauses (nbt-pr) - ist wohl eher die übliche Bezeichnung für eine Ehefrau, woraus man allerdings wohl ableiten kann, dass sie erstens, einem eigenen Haushalt vorstand, und zweitens, die Familie zumindest "wohlhabend" genug war, um nicht mit Eltern oder Schwiegereltern in einem Hause leben zu müssen.

Neben der Abwesenheit besonderer Titel fiel auf, dass Sarg und Mumienausstattung seiner Mutter viel kostbarer waren, als die seines Vaters. Dies dürfte ein Hinweis darauf sein, dass sein Vater - im Alter von etwa 60 Jahren - wesentlich früher als seine Mutter verstarb, denn offensichtlich stand Senenmut zu diesem Zeitpunkt noch unten auf der Karriereleiter und war nicht in der Lage, eine kostbarere Ausstattung und ein angemessenes Grab für seinen Vater zu finanzieren.


Dieser Herzskarabäus wurde auf ihrer Mumie gefunden
(heute befindet er sich im Metropolitan Museum of Fine Arts in New York)

Als seine Mutter zwischen dem 6. und 7. Regierungsjahr der Hatschepsut verstarb, hatte er dagegen als Erzieher der Prinzessin Neferu-Ra und als Oberhaushofmeister "jmj-rA pr wr" der Hatschepsut bereits Zugriff auf Grabbeigaben aus den königlichen Magazinen (erkenntlich durch die Beschriftung, z.B. tragen zwei der Mumienbinden seines Vaters die Aufschrift "Neferu-Ra") und konnte auch einen kostbareren Sarg bezahlen. So wurde Hatnefret sorgfältig mumifiziert und in Binden eingewickelt, die aus dem Vermögen der Hatschepsut stammten. Darüber hinaus erhielt sie eine komplette Mumienausstattung (u.a. mit dem links abgebildeten Herzskarabäus, einer goldenen Mumienmaske, und Kanopen). 

Die Tatsache, dass die Mumie seiner Mutter einen Goldschmuck mit Aufschriften der "Großen Königlichen Gemahlin" Ah-mose (Hatschepsuts Mutter) trug, hat auch zu der Vermutung geführt, dass Hatnefret (auch als Hatnofer bekannt) im Dienste der Königin Ah-mose gestanden habe. Allerdings hätte sie dann einen entsprechenden Titel getragen, der mit Sicherheit im Grab erwähnt worden wäre.


Als seine Mutter verstarb hatte er bereits für sich einen geeigneten Ort für sein Grab ausgewählt. Hier ließ er für seine Eltern ein neues Grab ausheben und, nach der aufwendigen Grablege der Mutter, auch den Vater neu bestatten, wobei dessen Mumie wohl neu in Binden, die die Kartusche der Neferu-Ra trugen, eingewickelt wurde und in einem bemalten anthropoiden Holzsarg gelegt wurde.
Bei dieser Gelegenheit wurden in dem Grab auch die beiden Särge dreier Frauen und ihrer Kinder mitbestattet, denn das Grab zeigt keine Anzeichen einer erneuten Öffnung. Da auf diesen Särgen keinerlei Inschriften vorhanden sind, ist die Beziehung dieser Personen zur Familie des Senenmut unklar.

Gegenstand von Diskussionen ist auch die soziale Einstufung der Familie. Etwa so um 5% der damaligen Bevölkerung konnten vermutlich Lesen und Schreiben. Tyldesley (1996) ordnet die Familie in der "oberen" Mittelschicht an - die diese Kulturtechniken beherrschte -, da nach ihrer Ansicht Senenmut ohne diese Fähigkeiten der Einstieg in seine Karriere nicht gelungen wäre.


In diesem Zusammenhang ist auch unklar, wie bzw. wo Senenmut seine Karriere möglicherweise begonnen hat. Des Schreibens kundig hätte er seine Laufbahn als niederer Beamter begonnen haben können. Es ist jedoch auch möglich, dass er mit einer militärischen Laufbahn begonnen hat und dann als "Quereinsteiger" in die Verwaltung gewechselt hat (siehe auch Aufstieg und Fall (?)). Nach unseren Kenntnissen war es durchaus üblich, ausscheidende Offiziere mit einem Verwaltungsposten zu belohnen.
Für beide Möglichkeiten gibt es jedoch keine ausreichenden Belege. Helck weist darauf hin, dass man bei den Trägern der Titel "Haushofmeister, Oberhaushofmeister, oder Oberdomänenvorsteher" zwischen denjenigen unterscheiden muss, die zusätzlich den Titel "sesch nisut" (sS nswt = Schreiber des Königs) trugen und denjenigen ohne diesen Titel. Die Träger des Titels "sesch nisut" hatten eine Schreiberausbildung durchlaufen, die anderen stammten aus den Offiziersrängen (was aber nicht bedeutet, dass sie nicht schreiben konnten). Senenmut führt unter seinen zahlreichen Titeln den eines "sesch nisut" nicht auf.
Das hat verschiedene Ägyptologen (u.a. Meyer, Helck) vermuten lassen, dass er mit einer Karriere beim Militär begonnen hat, möglicherweise sogar aus einer alten Soldatenfamilie stammt. Vielversprechende Kinder aus einfachen Familien wurden auch im Pagenkorps, dem sog. Kap, zusammen mit den Kinder des Königs erzogen. Anschließende dienten diese dann beim Militär. Auch für Senenmut wurde eine entsprechende Erziehung vermutet, da dies seine gute Ausbildung und seine Teilnahme an militärischen Unternehmungen erklären würde. Aber auch hierüber schweigen sich seine Inschriften aus (während andere ihre Erziehung im Pagenkorps stolz erwähnen).

Die beiden oben erwähnten Schwestern des Senenmut, Ah-hotep und Nofret-hor,  wurden anfänglich für seine Frauen gehalten. Dieser Vermutung widerspricht jedoch die Darstellung in seinen beiden Gräbern. Senenmut wird hier stets ohne Ehefrau dargestellt (üblich wäre aber eine Darstellung zusammen mit seiner Frau oder seinen Frauen). Da auch keinerlei Kinder bekannt sind, muss man davon ausgehen, dass er nicht verheiratet war. Später betraut er auch seinen Bruder Amenemhet mit der Durchführung seines Totenkultes, was üblicherweise Aufgabe des ältesten Sohnes gewesen wäre.

Nach archäologischen Zeugnissen stammt die Familie wohl aus Armant (Iuni), ca. 25 km südlich von Waset (Theben) gelegen. In seiner Auflistung von Arbeiten und Stiftungen erwähnt Senenmut ausdrücklich den Tempel von Armant, dem er drei Statuen (Brooklyn 67.68; Fort Worth 85.2; München ÄS 6265) widmete. Sonst wurden nur die Tempel von Karnak und Luxor neben Djeser djeseru erwähnt, obwohl er auch bei Arbeiten an anderen Heiligtümern in den Provinzen die Aufsicht hatte. Diese Hervorhebung (des Tempels) von Armant wird als Hinweis auf die Herkunft der Familie interpretiert.

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Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)