Maat-ka-Ra Hatschepsut

1. Portikus - Obeliskenhalle

update: 26.03.2008

Auf der südlichen Querwand findet sich die Darstellung "Erschlagen der Feinde" durch den König, wie man sie auch auf den Pylonen der Tempel sehen kann. Auf der linken (östlichen) Seite der Szene führt der nubische Gott Dedwen die südlichen Feinde vor den König. Von dem König sind auf der rechten Seite nur noch die Füße erhalten geblieben, der Rest der Szene wurde zerstört. Die Darstellung der Füße in der für eine "Erschlagen der Feinde"-Szene typischen Schrittstellung lässt allerdings eine klare Zuordnung der Szene zu.

Dedwen führt die südlichen Feinde gefesselt vor die Königin.
"Erschlagen der Feinde" durch die Königin. Erhalten sind noch die beiden Füße (grüne Pfeile) und die Andeutung der Schrittstellung.
Dieser Ausschnitt aus dem ersten Bild zeigt einen der südlichen Feinde mit gefesselten Armen und der Ortsglyphe.

In der Obeliskenhalle wird auf der Westwand von Süd nach Nord (von links nach rechts) vor allem über die Herstellung, den Transport von 2 Obelisken der Hatschepsut auf Schiffen und danach über das Aufrichten der Obelisken im Karnak-Tempel berichtet. Die beiden Obelisken wurden in Assuan in der Rekordzeit von 7 Monaten aus dem Stein geschlagen.
Die beiden Fotos unten zeigen den Transport der Obelisken. Auf dem Originalphoto oben erkennt man rechts Ruderer in ihrem Boot, die Obelisken links kann man nur noch ahnen. In der Abbildung darunter wurden Kontrast und Farbton der Originals verändert und zur Übersicht Ziffern eingetragen.


1 und 2, die beiden Obelisken, 3 Ruderer, 4 Befestigungsstreben des oberen Obelisken, 5 Beobachter am Bug des Schiffes, auf dem die Obelisken liegen, 6 Transportschiff

Als Naville den Tempel um die Jahrhundertwende (1894 -1908) ausgrub, waren die Reliefs noch deutlich besser als heutzutage. Davon zeugen die Bilder in seiner Publikation, ein Foto daraus zeigt den Transport der Obelisken in einer Klarheit, die heutige Besucher nicht mehr vorfinden.

Die beiden Obelisken aus Assuan wurden auf einem Doppelschiff transportiert, dass von 3 x 9 Zugschiffen mit wohl 864 Ruderern nach Karnak gezogen wurde. Das Bild in Deir el-Bahari zeigt wohl aus Sicht des Künstlers die Ankunft der Obelisken in Karnak.

Mit der Technologie des Transportes auf Doppelschiffen hat sich Wirsching auseinandergesetzt (Wirsching, 1999), ebenso mit der Art und Weise, wie diese Obelisken aufgerichtet wurden (Wirsching, 2000).
Die in den beiden Publikationen erarbeiteten technischen Lösungsvorschläge von Wirsching habe ich auf einer eigenen Seite "Techniken" zusammengefasst.

Oben die Darstellung der beiden Obelisken, gestiftet für den Karnak-Tempel; das Foto links zeigt die heutige Situation, ohne Bearbeitung des Fotos ist kaum etwas zu erkennen, das Foto rechts stammt aus der Publikation von Naville (1894 - 1908), selbst der Restaurierungstext des Ramses II direkt vor Amun ist ohne Schwierigkeiten identifizierbar.

Der obige Ausschnitt aus dem Relief in der Obeliskenhalle zeigt zwei der im Karnak-Tempel aufgerichteten Obelisken. Hatschepsut hat insgesamt zwei Paare aufstellen lassen, eines im 2. Regierungsjahr in Karnak-Ost (hinter dem Festzelt des Thutmosis III.; hier sind nur noch die Sockel vorhanden) und ein zweites im Jahr 16 zwischen dem 4. und 5. Pylon (von denen noch einer steht, die Spitze des zerstörten Zwillings liegt am heiligen See). Außerdem hat sie wohl auch noch die von Thutmosis II. gestifteten Obelisken im Karnak-Tempel aufrichten lassen. Das Relief zeigt insgesamt 4 aufgerichtete Obelisken, das linke Paar dürfte die im Jahr 2 in Karnak-Ost errichteten Obelisken der Hatschepsut darstellen, das rechte Paar die von Thutmosis II.

Nach Norden folgt dann eine auffällige Ritualszene, ein "Lauf des Königs" vor dem ithyphallischen Amun. In der rechten Hand trägt der König ein Szepter, was er in der vorgestreckten linken Hand hält, lässt sich nicht mehr erkennen.


Nach der Beischrift handelt es sich um das "Geben des Feldes, 4x" - dw sxt sp 4 - (Naville, 1894 - 1908), womit die Szene nach Kees (1912) eindeutig als "heb-sed-Lauf" identifiziert ist. Zwischen dem König und Amun steht, deutlich kleiner als beide, die Göttin Meret auf dem Zeichen für "Goldhaus", Hwt-nbw, und ruft dem heran eilenden König zu "Komm und bringe, Komm und bringe" (folgende Abbildung).



Die nächsten 2 Szenen gehören zum Gründungsritual des Tempels, das ganze Ritual aus üblicherweise 5 Szenen ist hier auf Anfangs- und Endszene zusammengefasst. Von Süden nach Norden (links nach rechts) zeigt die Westwand zuerst die Szene des "Spannen der Stricke", danach das Weihen des Tempels vor Amun.
Von der Szene des "Spannen der Stricke" ist lediglich die rechts der Königin (links stehend) gegenüber stehende Göttin Seschat erhalten - die Königin und ein Grossteil der Szene zwischen den beiden Figuren wurde absichtlich zerstört.
Die nächste Szene zeigt das Weihen des Tempels vor Amun. Hier ist lediglich noch die Tempeldarstellung in einer Kartusche erhalten geblieben (siehe folgende Abbildung).

Den Abschluss der Westwand bildet eine Opferungsszene vor dem ithyphallischen Amun. Auch hier ist die Darstellung der Königin zerstört, erkennbar sind noch 4 geopferte Stiere und die Darstellung des Amun.

Die Dekoration der südlichen Halle des 1. Portikus schließt an der nördlichen Seitenwand zur Rampe mit einer Darstellung der Königin als Sphinx, die die Feinde Ägyptens niedertrampelt. Eine entsprechende Darstellung findet man symmetrisch angeordnet an der südlichen Wand der nördlichen Halle - dort ist sie aber, obwohl ebenfalls zerstört, deutlich besser zu erkennen.

Das Relief wurde großflächig zerstört, dennoch erkennt man bei genauem Hinsehen die Rückenlinie der nach rechts schreitenden Sphinx und den nach oben gebogen Schwanz.

 
 

Djeser djeseru     Lage des Bauwerks     Baugeschichte     Djeser djeseru - die Zeit danach

Beschreibung des Bauwerks

Copyright: Dr. Karl H. Leser (Iufaa)